Full text: Landschafts-, Völker- und Städtebilder

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Im 6. Jahrhundert v. Chr. erschütterte der Buddhismus die Ver- 
ehrung für die Brahmanen. Der Buddhismus läßt alle Gruppen 
der Bevölkerung durch heil. Wandel der höchsten Glückseligkeit teilhaftig 
werden, während bei den Brahmaismus die große Kaste der Sudra trotz 
aller Anstrengung es nicht dahin bringen konnte, sich den Weg zum Himmel 
schon in diesem Dasein zu bahnen, wie die höheren Kasten. Da reifte 
im Hinduismus das Verlangen nach einem Erlöser, der sich zum 
Menschen in greifbarer Gestalt herabläßt und ihm in seinen Nöten hilft. 
Zu solchen Schutzgöttern werden Siwa und Wischnu erhoben. Eine 
Linie von Bombay nach Madras teilt Indien in zwei Lager: südlich ist 
Siwa Hauptgott, nördlich Wischnu Volksgott. 
Siwa ist ein ernster, grausiger Gott, der Bestehendes zerstört, aber 
aus den Trümmern wieder Neues entstehen läßt. Wischnu dagegen 
ist ein gnadenreicher Gott; statt Schrecken verbreitet er Wohlergehen. In 
den Wedas wird Wischnu nachgerühmt, daß er in einem Augenblicke alle 
Weltenräume durchschreite. 
Der entartete Brahmaismus der Gegenwart wird zum Unterschied 
von der Religion der alten Brahmanen Hinduismus genannt und spaltet 
sich in Konfessionen, diese wieder in Sekten. Jede Unterabteilung hat 
ihre besonderen Götter und Tempel. Neben den Tempeln sind die 
Geistlichen angesiedelt. Leben letztere nach Mönchsregeln, so heißt die 
Kolonie „Kloster". Der (wie in der kath. Kirche gebräuchliche) Rosenkranz 
besteht bei den Wischnuiten aus 108, bei den Siwaiten aus 32 oder 
64 Kugeln. — Die Tempel, Pagod en genannt, sind riesige, schwer¬ 
fällige Steinbauten, überreich an kolossalen Thon- und Steingötzenbildern. 
In Felsen sind oft ungeheure Tempel ausgehauen, so auf der Insel 
Elefanta bei Bombay. — Bei rel. Festlichkeiten tanzen besondere Tempel¬ 
jungfrauen, die sogen. Bajaderen. 
k) Missionsthätigkeit. 
Gegen den Glauben des Islam und die Verehrung von Wischnu 
kämpfen die Missionare schwer an; dagegen sind Erfolge zu verzeichnen 
unter den Siwaiten und den rohen Waldbewohnern, deren Glaube sich als 
Furcht vor der Rache der erzürnten Gottheit zusammenfassen läßt. Für 
den kath. Glauben wirken etwa 30 Bischöfe mit einem nach Tausenden 
zählenden Klerus; für den Protestantismus arbeiten über 50 Missions¬ 
vereine aus Europa und Amerika mit weit über 600 Missionaren und 
fast 3000 Predigern. Es giebt in Ostindien bereits eine halbe Million 
eingeborner Christen evangel. Bekenntnisses. Benares, die stolze 
Brahmanenstadt, hat eine große Missionsstation; Tausende hören jetzt dort 
das Wort des Heils; desgleichen in Agra, Simla, Labora, welch 
letzteres die Hauptstation im Pandschab ist. In Bombay wirken 
Engländer, Schotten und Amerikaner. Von deutschen Missionsgesellschaften 
sind in den verschiedensten Gegenden thätig: die Basler, die Leipziger, die 
Goßner'sche. Schon vor 150 Jahren streuten deutsche Prediger aus 
Halle den Samen des göttlichen Wortes im SO. der Halbinsel aus. —
	        
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