7. Belgisch-Afrika. 
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Kolonien oder nach unserm Ostafrika zu verkaufen. Was die Ein- 
geborenen sammelten, mußten sie an ihre Regierung abliefern. Wer 
dem Gebote nicht nachkam, hatte schwere Strafe zu fürchten. Kauf- 
leute, welche von den Eingeborenen kauften, wurden als Äehler 
gestohlenen Gutes vor Gericht gestellt. Dabei zahlte die Kongo- 
regierung, die ja alleiniger Käufer war, Spottpreise; für das Pfund 
Gummi z. B., das in Antwerpen mit 3,20 Mark verkauft wurde, 
8 bis 16 Pfennig. Am aber die Eingeborenen zum fleißigen 
Sammeln zu zwingen, wurde eine Steuer eingeführt, die in den 
allermeisten Fällen in Kautschuk entrichtet wurde. So brachte die 
Kongoregierung den ganzen Gewinn des „Freihandelsstaates" in 
ihre Äände. 
1908 wurde der Kongostaat belgische Kolonie. Dadurch ist für 
England und Deutschland die Möglichkeit geschaffen, durch Ver¬ 
handlungen mit der belgischen Regierung eine Änderung der Verhält- 
nisse im Kongostaate herbeizuführen. 
Was gehen aber denn Engländer und Deutsche die Verhältnisse 
des Kongoftaates an? Das ist doch belgische Angelegenheit! Nicht 
so ganz. Jener Vertrag über die Handelsfreiheit ist nicht verjährt, 
und alle handeltreibenden Völker haben ein Interesse daran, daß er 
gehalten wird. Zudem beeinflussen die Äandelsverhältnisse im 
Kongostaat die englischen und deutschen Kolonien in ganz entschei- 
dender Weise. 
Einfluß des Kongostaates auf unser Ostafrika. Wir sind 
eben im Begriff, zwei große Bahnen nach den Grenzen der belgischen 
Kolonie zu bauen: Die Nordbahn, die von Tanga nach dem 
Kilimandjaro und später nach dem Victoria-See gehen soll, 
und die Mittellandbahn, die von Daressalam über Tabora dem 
Tanganjika zustrebt. Gewinnbringend und lohnend werden diese 
Bahnen zum Teil dadurch, daß durch sie nicht nur Güter aus 
unserer eigenen Kolonie, sondern auch aus den reichen Landschaften 
am Kongo befördert werden. Wenn aber der Kongostaat durch das 
schon erwähnte Handelsverbot gegen unsere Kolonie hin verschlossen 
wird, dann werden unsere Eisenbahnen geschädigt. (Das gleiche 
gilt für die englische Agandabahn.) 
Der Weg aus dem Osten des Kongostaates zur Westküste von 
Afrika ist beinahe 200 km länger als der durch unsere Kolonie zur 
ostafrikanischen Küste. Anser Ostafrika ist also das natür- 
liche Durchgangsland für die Waren aus einem großen 
Hauptmann, Nationale Erdkunde 22
	        
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