Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (H. 4)

4. überblick über die europäischen Großstaaten. 
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Seine sparsame Regierung hat innerhalb zwanzig Jahren nicht nur 
die große Staatsschuld getilgt, sondern auch noch einen Staatsschatz von 
50 Millionen Taler angesammelt. Seine Sorge war, die innere Verwal- 
tung des Staates nach der neuen Einteilung in Provinzen, Regierungs- 
bezirke und Kreise durchzuführen, die verschiedenartigen Bestandteile der 
Monarchie einheitlich zu verwalten, ein starkes Preußen zu schaffen so- 
wohl durch ein wohlgeschultes Heer als auch durch umsichtige Verwaltung 
und durch verfügbare Geldmittel. 
Die Kunst verdankt ihm den Bau des heutigen Alten Museums 
in Berlin, das er mit Kunstwerken ausstattete, und das Grabmal der 
Königin Luise im Mausoleum zu Charlottenburg, das er wie das Reiter- 
standbild Friedrichs des Großen von dem Bildhauer Christian Rauch 
ausführen ließ. 
In seiner äußern Erscheinung lag etwas Imponierendes. Er war 
von hoher Gestalt; sein Antlitz trug den Ausdruck des Ernstes und der 
Milde, sein Blick war fest, klar, ruhig, offen und wahr, immerdar der 
Spiegel seines Innern. In seiner Kleidung wie in seinem ganzen Wesen 
liebte er die Einfachheit. Im Jahre 1840 starb er im Alter von siebzig 
Jahren. An der Seite seiner Gemahlin Luise in der Königlichen Grab- 
kapelle zu Charlottenburg hat er seine letzte Ruhestätte gefunden. 
4. Überblick über die europäischen Großstaaten mit Ausschluß 
Preußens während dieses Zeitraumes. 
England. In England erlangten die Katholiken durch die unablässigen 
Bemühungen des Jrländers Daniel O'Connell und durch das wohl- 
wollende Entgegenkommen des Ministerpräsidenten Lord Wellington, 
des Siegers von Waterloo, Gleichstellung mit den Mitgliedern der angli- 
kanischen Hochkirche und dadurch Zutritt zum Parlament sowie zu allen 
Staatsämtern. Als 1837 König Wilhelm IV. ohne männliche Nachkommen 
starb, folgte in England die Tochter seines Bruders, des Herzogs von Kent, 
Viktoria, die bis 1901 regierte. In Hannover, wo weibliche Thronfolge 
nicht zulässig war, folgte des Königs Bruder (Herzog von Cambridge) Ernst 
August. England verlor dadurch seinen Sitz aus dem Deutschen Bundestage. 
Rußland hatte einen Aufstand in Polen niederzuwerfen. Mit 
Frankreich und England vereinigte es sich zum Schutze der Griechen 
gegen die Türkei. Griechenland, das seit der Eroberung Konstantinopels 
durch die Türken 1453 zum Türkischen Reiche gehörte, hatte seit 1821 
um seine Unabhängigkeit gekämpft. Die Befreiung gelang erst, als die 
genannten fremden Mächte in den Kampf eintraten. In der Bucht von 
Navarino in Messenien unterlag die türkisch-ägyptische Flotte der eng- 
lisch-französischen. Dem Landkrieg machte ein russisches Heer durch Be- 
setzung von Adrianopel ein Ende. Die Türkei erkannte die Unah- 
hängigkeit Griechenlands an. 
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