Object: Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte (Theil 1)

Die einzelnen europäischen Staaten. 165 
halten und genährt, daß täglich, oft mehr als ein¬ 
mal, das ganze Heer zu Betstunden versammelt 
wurde. — Leider traueten ihm die protestantischen 
Fürsten anfangs nicht, und so konnte er denn die 
Stadt nicht retten , die um ihres Glaubens willen 
schon so manches freudig getragen hatte, Magde¬ 
burg, das ihn eingeladen und zuerst für ihn Trup¬ 
pen geworben hatte. Es wurde von Tilly hart 
bedrängt und den io. Mai 1631 erobert. Von der 
großen, blühenden Handelsstadt blieben nur einige 
Straßen an dem Ufer der Elbe stehn; Alles übrige 
wurde in einen Aschenhaufen verwandelt. 
Die nahe Gefahr, die Tilly's Nähe drohete, 
bewog jetzt erst die Churfürsten von Brandenburg 
und Sachsen, sich dem Könige anzuschließen. Nun 
rückte dieser in Sachsen ein und schlug 1631 den 
noch nie besiegten Tilly bey Leipzig. Die Folge 
des Sieges war, daß die Sachsen Böhmen erober¬ 
ten und Gustav Adolph in das südliche Deutsch¬ 
land, und nachdem Tilly am Lech gegen ihn wie¬ 
der eine Schlacht und auch das Leben verloren hatte, 
(er starb 15 Tage nach der Schlacht- in Baiern 
eindrang. — 
Dieses Kriegsglück der Gegner erfüllte den Kai¬ 
ser mit Unruhe. Nur ein Mann konnte jetzt dem 
Schwedenkönige den Sieg entreißen, aber dieser 
Eine, Wallenftein, war nicht so leicht zu gewin¬ 
nen. Erst nach langem Bitten und unter den über¬ 
triebensten Forderungen — daß er überall frey wal¬ 
ten und schalten könnte, ohne jemals Rechenschaft 
abzulegen, — daß er nur, und selbst der Kaiser 
nicht, bey dem Heere zu befehlen habe — ließ er 
sich bewegen, von neuem ein Kriegsheer in das Feld 
zu führen. (1632.) 
Bald vertrieb er mit diesem die Sachsen aus 
Böhmen; dann lag er den ganzen Sommer lang 
bey Nürnberg dem Könige gegenüber, ohne etwas 
zu thun, schon um sich an dem Churfürsten von 
Baiern zu rächen, der am meisten zu seiner Ab-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.