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aus, und hinter den Deichen wogt in der fetten Marschgegend hohes,
schweres Korn. Dem Reisenden, der die mühsamen großen Heide-
strecken im Rücken der Stadt sehnsüchtig durcheilte, wird ein eben so
erquickender, als romantisch schöner Anblick zu teil, wenn er von
der Harburger Höhe herab, über das rege Treiben in den Straßen
der Stadt hinweg, ans den ruhig und ernst dahinwallenden, breiten
Elbstrom blickt und über den üppigen, von kräftigen Herden beweideten
Wieseugrnnd hinweg, den Mastenwald der Seeschiffe im Hamburger
Hafen schaut.
Seit 1829 ist zwischen Hamburg uud Harburg eine regelmäßige
Dampfschifffahrt hergestellt. Die Fahrt ist kurz und höchst interessant;
sie dauert weuiger als eine Stunde und bietet fast mit jeder Schiffs-
länge eine neue reizende Aussicht auf die Wasser- und wiesenreiche
schöne Elbgegend dar. Durch die Anlage der Eisenbahn von Harburg
nach Hamburg ist der Verkehr zwischen beiden Städten bedeutend
gehoben worden. Auch ist die Stadt durch den Ausbau des alten
Hafens mit zwei größern für Seeschiffe bequemen Hafen versehen,
die unter großen Opfern von der früheren hannoverschen Regierung
angelegt sind, um aus Harburg einen Konkurreuzplatz vou Hamburg
zu machen, was jedoch nicht gelang. Die Rhederei ist sehr gering,
der Hafenverkehr ist im Rückgang.
Der thätige industriöse Sinn der Harburger begnügt sich nicht
bloß mit der Spedition, sondern wendet sich auch mit dem besten
Ersolge der Industrie zu. Die in Harburg bestehenden Tabak-, Segel-
tuch-, Zucker- und Maschinenfabriken machen bedeutende Geschäfte.
Die Bevölkerung beläuft sich gegenwärtig auf 19,000 Seelen.
Für die Hamburger ist Harburg zur Sommerzeit ein Haupt-
auziehuugspunkt, dem sie an Sonn- und Werktagen auf deu brauseudeu
Dampfern, deren Räderschläge den am Bord der Schiffe musizierenden
Spielleuten den Takt schlagen, in Scharen zuströmen. Im Winter
belebt sich, sobald die Elbe im Eise steht, die Eisstraße zwischen
beiden Städten; zn Wagen uud zu Schlitten jagt es hinüber und
herüber. Besonders beliebt ist die bewaldete Anhöhe neben der Stadt,
Schwarzenberg genannt, von dem man eine der herrlichsten Aussichten
in Norddeutschland auf eine reiche, üppige Natur hat und das schölle
Schauspiel des belebten Elbstroms genießt, der, in mehrere Arme
geteilt, blühende Inseln einschließt oder einen weiten See bildet, links
Harburgs Füße küßt ltixb rechts die große Handelsstadt Hamburg mit
ihren Vorstädteu und dem uaheu Altona in seinen Wellen spiegelt.
[21] flirtet.
138. Stade.
Wohl keiner Stadt des nördlichen Deutschlands hat die Sage
ein größeres Alter zugeschrieben als Stade. Selbst in lateinischen