Full text: Die Provinz Hannover

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des Schlosses, das Vorwerk, die Brücke, so wie die adeligen Gebäude 
und audere Häuser des Fleckens in Ärand und Zog sich nach Verden 
zurück. Die Kaiserlichen nahmen sodann das Schloß wieder ein 
und behaupteten es bis zum Jahre 1631, wo sie es verlassen mußten; 
denn um diese Zeit waren die Schweden schon überall siegreich. Sic 
nahmen Hoya 1634 in Besitz, und erst im Jahre 1649 verließen sie es. 
Während des siebenjährigen Krieges, und zwar kurz nach der 
Schlacht bei Hastenbeck, ward Hoya von den siegreichen Franzosen 
besetzt. Sie wnrden jedoch schon bald wieder daraus vertrieben. Der 
Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig war es, welcher 
am 23. Februar 1758 die ihm vor Hoya entgegeneilenden Franzosen 
bei Hassel besiegte und sie in das Schloß zurücktrieb, wo alsbald 
seitens des Kommandanten, General Graf von Chabot, die Kapitnla- 
tion erfolgte. 1500 Mann Franzosen wurden bei der Gelegenheit 
gefangen genommen und Tags darauf über Verden nach Stade 
abgeführt. 
Als im Jahre 1809 Herzog Friedrich Wilhelm von Braun- 
schweig-Oels seinen kühnen und gelungenen Zug nach der Nordsee- 
küste unternahm, um sich vou dort nach England einzuschiffen, da be- 
rührte er am 4. August auch Hoya und übernachtete daselbst. 
Erwähnt mag noch werden, daß im vorigen Jahrhundert in 
Hoya eins von den drei hannoverschen Bataillonen im Quartier lag, 
welche von England mit nach Gibraltar geschickt waren und bei der 
bekannten rühmlichen und erfolgreichen Verteidigung dieser so wichtigen 
und festen Stadt 1780 und 1781 Gelegenheit hatten, durch Aus- 
dauer, Tapferkeit uud vorzügliche Mannszucht sich Lorbeeren zu er- 
ringen. Dabei ist denn auch der Name eines Hoyaers geschichtlich 
geworden, und die betreffende Persönlichkeit ist eine solche, die sogar 
einigen und nicht unwesentlichen Einfluß auf ein größeres geschicht- 
liches Ereignis gehabt hat. Es war dies der bei eben diesem Ba- 
taillon stehende Soldat Schweckendieck, seines Handwerks ein Schmied, 
der durch die Erfindung des Schießens mit glühenden Kugeln oder, 
wie anderweitig gesagt wird, durch die Erfindung einer besseren Ein- 
richtnng beim Glühendmachen und Schießen den wesentlichsten Ein- 
flnß auf die Veruichtung der Ar?onschen schwimmenden Batterien 
hatte. Der berühmte Englische General Elliot hat es selbst in einem 
Schreiben an den hannoverschen General-Feldmarschall v. Reden bei 
Übersendung der für die hannoverschen Truppen bestimmten Medaillen 
ausgesprochen, wie nicht allein durch die ausdauernde Tapferkeit und 
treffliche Mauuszucht die hannoverschen Trnppen geholfen haben, für 
England diese wichtige Festung zu erhalten, sondern auch dem ge- 
nannten Schweckendieck durch seine Erfindung insbesondere diese Er- 
Haltung mit zuzuschreiben sei. Während indeß Elliot durch jene be- 
rühmte Verteidigung zn hohem Ruhm gelaugt ist, hat Schweckendieck 
in kümmerlichen Verhältnissen nachher in Hoya gelebt und ist in 
Armut gestorben.
	        
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