Full text: Die Provinz Hannover

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an den Rhein zu verlegen. Er trieb die Franzosen sogar über diesen Fluß 
zurück und brachte ihnen am 23. Juni bei Krefeld eine Niederlage bei. 
[4] Dierke und Schröder. 
165. Einführung der Reformation in Hoya und Verden. 
Das Verdienst, die Reformation in der Grafschaft Hoya (welche im Jahre 
1582 mit dem Aussterben seines Regentenhauses an die Welsen siel) eingeführt 
zu haben, gebührt dem Grafen Jobst. Dieser Herr hatte schon vorher mit Hülfe 
seines Hofpredigers Konrad Drudeken die Schriften Luthers und Melanchthons 
eifrig studiert und war bereits ein eifriger Anhänger der neuen Lehre, als er 
sich im Jahre 1325 von Luther einen gelehrten Theologen erbat, der die katho- 
lische Geistlichkeit seines Landes ihrer Irrtümer überführen und die Reformation 
einführen sollte. Luther sandte ihm auch noch in demselben Jahre einen Bel- 
gier, Adrian Buxschot, der zu Antwerpen die Mönchskutte abgelegt und zum 
Luthertum übergetreten war. Ehrenvoll wurde dieser am gräflichen Hofe zuNien- 
bürg empfangen und begab sich einer mit dem Grafen getroffenen Verabredung 
gemäß gleich am nächsten Sonntage in die Hauptkirche der Stadt. Zufällig 
predigte dort ein Bettelmönch gegen Luther, er suchte die groben Irrtümer nach- 
zuweisen, welche die Ansichten jenes Mannes zu ketzerischen machten und geriet 
dabei so in Eifer, daß er die heftigsten und gröbsten Schimpfreden gegen Luther 
auszustoßen kein Bedenken trug. Da erhob sich plötzlich inmitten der Rede des 
Mönchs Adrian Buxschot und sprach: „Von dem erlauchten Grafen Jobst bin 
ich berufen, uin Dich und die Deinen der Lüge zu zeihen. Oder sage denn, und 
zwar offen vor der ganzen Kirche, in welchen Lehren und in wiefern Luther 
geirrt hat, daß Du ihn der Ketzerei anklagen darfst!" Erschrocken über eine so 
unerwartete Unterbrechung verstummte der Mönch. Da nahm Buxschot wiederum 
das Wort und sprach: „Wohlan, antworte sonder Furcht, oder ich zeihe Dich 
und die Deinen der Lüge und Ketzerei!" Das war dem Mönche zu viel, erschrocken 
und beschämt verließ er sogleich Kanzel und Kirche. Buxschot predigte nun am 
nächsten Sonntag in der Kirche und lud dann zu einer öffentlichen Disputation 
ein, zu der sich aber niemand stellte. Die neue Lehre hatte also gesiegt, sie ward 
darauf in allen Kirchen und Klöstern des Landes eingeführt uud durch eine 
von Buxschot verfaßte Kirchenordnung befestigt. — 
Wie im Lande Hoya, fo ging auch in der Grafschaft Diepholz die 
Reformation von dem Landesherrn aus, dem Grasen Friedrich, welcher im 
Jahre 1528 aus Osnabrück einen früheren Franciskaner-Mönch, Patroculus 
Römling aus Soest, einen Mann, welcher mit großer Beredsamkeit und Frei- 
mütigkeit das Evangelium im Sinne Luthers predigte, kommen ließ und ihn 
mit der Reformation der Kirchen betraute. Als Graf Friedrich schon im folgen- 
den Jahre 152? an der damals in ganz Niedersachsen grassierenden englischen 
Schweißseuche starb, vollendete sein Sohn Rudolf das vom Vater begonnene 
Werk. (Diepholz fiel 1585 nach dem Tode des letzten Grafen Friedrich an 
das Haus Lüneburg). — 
Im Erzbistum Bremen und Bistum Verden (1719 durch Kauf von 
Schweden erworben) konnte der dort regierende Erzbischos Christoph von Braun¬
	        
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