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ker Cichorienbau getrieben. Die Bereitung des Cichorienkaffees ist
ein wichtiger Betriebszweig der Stadt Meppen, welche am Znsain-
menflnsse der Hase und Ems gelegen ist. Sie hat 3414 Einwohner,
welche sich vorzugsweise mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen; doch
ist auch der Handel ziemlich lebhaft, und städtische Gewerbe blühen.
Höher hinauf an der Hase liegt die zweite Stadt, Haselünne, deren
Einwohner außer Ackerbau Handel und einige Industrie treiben.
[20] Ulrici.
178. Papenburg.
Das großartigste Beispiel einer Torfkolonie ist Papenburg
(6714 E.) Noch 1675 war diese Gegend ein wüster, unwirtbarer
Sumpf, dessen Grenze das schärfste Auge nicht zu erreichen vermochte.
Außer einer alten, verfallenen Burg uud einigen elenden Wohnungeil
war hier keine Spur von menschlicher Betriebsamkeit vorhanden. Da-
mals entschloß sich der Besitzer dieses ungeheuren Morastes, uach dem
Vorbilde der Holländer eine Torfkolonie daraus zu machen. Zn die-
fem Zwecke wurde ein schiffbarer Kanal von der nicht weit entfern-
ten Enls gezogen uud nach und nach weiter in den Morast hineil:
fortgesetzt. An seinen Ufern bauten sich die ersten Kolonisten an;
die alte Burg ward geschleift und aus dem Material eine Kirche ge¬
baut. Man vermehrte und verlängerte die schiffbaren Kanäle, und
so erreichte die Kolonie nach und nach ihren jetzigen Umfang. Der
Hauptkanal, welcher durch ein Sihl (Schleuse) mit der Ems in Ver-
bindnug steht, durchzieht in südöstlicher Richtnng die ganze Papen-
burger Torfkolonie in einer Länge von 1*/2 Meilen bis in die Nähe
des großen Moores, das ihn zum Teil mit Wasser versieht. Alles
überflüssige Wasser der Kanäle und alle Schiffe der Kolonie gelan-
gen durch jene Schleuse in die Ems. Aus dem Hauptkauale hat
man nun mehrere andere ansehnliche Kanäle zur Gewiuuuug des
Torfs in das Moor gegraben. Die Länge sämtlicher Kanäle würde
wenigstens 3x/2 M. ausmachen. — Auf beiden Seiten dieser Kanäle
stehen die Wohnhänfer, alle nur ein Stockwerk hoch, mit Ziegelmauern,
uud auf holländische Art mit Giebeln versehen nnd mit Ziegeln gedeckt,
im ganzen von gefälligem, freundlichem Ansehen. Zwischen den Kanä-
len und den Häusern laufen Fahrwege. Die Häuser stehen in bald
größern, bald geringen: Entfernungen auseiuauder uud haben anmn-
tige Baumpflanzungen in ihrer Nähe. Zu den vorzüglichsten Gewer-
ben der Papenburger gehört die Torfgräberei und der damit verbnn-
dene Torfhandel nebst der Kultur des abgegrabeueu Bodens zu Getreide,
Gemüse, Obst, Kartoffelu, Wiesen und Weiden. Auch unterhalten sie
starke Schiffahrt, Schiffbau, Muschelkalkbrennerei 2c.
[21] Daniel.