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Lothringen die starke Festung Metz, des „Deutschen Reiches westliches
Horn", wie sie im Mittelalter genannt wurde. — Alle diese schönen
und volkreichen Städte mit ihrer tüchtigen und thätigen Bürgerschaft,
die unter einander wetteifern in Gewerbthütigkeit, Handel und Verkehr,
sind Glieder eines großen Ganzen:
„Großes wirket ihr Streit, Größeres wirket ihr Bund,
Tausend Herzen belebt ein Geist, hoch schlaget in tausend
Brüsten, von einem Gefühl glühend, ein einziges Herz,
Schlägt für das Vaterland und glüht für der Ahnen Gesetze." —
Und dieses Land, mit seinen schönen, betriebsamen Städten, die
Mutter der erhabensten Fürstengeschlechter, der Hohenstaufen, Hohen-
zollern, Welsen, Wettiner, Wittelsbacher, Württemberger, Zähringer,
die Wiege hochberühmter Helden des Schwertes und hochherziger Vor-
kämpfer der Geistes- und Glaubensfreiheit, — es ist Dein Vaterland,
junger Deutscher, und heißt das Deutsche Reich.
Wenn wir oben sagten, das Deutsche Reich erstrecke sich „von
der Maas bis an die Memel", so haben wir mit den Worten des
bekannten schönen Liedes nur die äußerste Ausdehnung des Reiches
von Westen nach Osten, nicht aber seine staatlichen Grenzen bezeichnen
wollen; denn die Maas (la Meuse) ist ein französischer Fluß und be-
rührt nur mit einem kleinen Teile ihres Laufes die westliche Grenze
des Reiches, und die Memel (der Riemen) ist ein russischer Strom
und gehört nur mit seinem unteren Laufe und Mündungslande zu
Deutschland und zwar zu seiner Ostmark, der Provinz Ostpreußen.
Die politischen Grenzen der Staaten werden durch Staatsverträge
und Friedensschlüsse völkerrechtlich festgesetzt; sie folgen oft, aber nicht
immer den natürlichen Grenzen; denn schon die Natur hat den
Völkern gewisse Grenzen gezogen, innerhalb welcher sie ihre Natio-
nalität und Eigenart zur Entwicklung bringen sollen. Diese fallen
aber keineswegs mit den Stromläufeu zusammen. Die großen Ströme
sind vielmehr, wie der berühmte Naturgelehrte Alexander von Humboldt
sagt, das lebenerweckende, kulturfördernde und menschenverbindende Ele-
ment, die eigentlichen Lebensadern der Länder. An ihren Mündungen
erwachte die Weltgeschichte, ihr Lauf leitet aufwärts in das Innere
der Länder. An ihren Ufern entstehen die ersten gesicherten Ansiede-
lungen, freundliche Dörfer und volkreiche Städte. Den Strom hinauf
und hinab gleiten die Schiffe, um die Erzeugnisse verschiedener Gegen-
den, die Früchte des Fleißes ihrer Bewohner auszutauschen. Von
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