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Höhe wie ein Männchen: „Machen's doch die Heuschrecken nie so arg
wie die Menschen. Diese braten meine lieben Verwandten und verspeisen
sie. Das läßt sich keine Heuschrecke oder Grille zu schulden kommen, sondern
begnügt sich mit grunem Gemüse und in der Hungersnot mit Stroh.
Aber so seid ihr Menschen, wenn ihr auch alle Scheunen gestopft voll
habt und draußen auf dem Felde noch haushohe Schober, und es nimmt
ein hungriges Tierchen einmal einen Mund voll, so schreit ihr gleich
Zeter. Ja, ihr gönnt selbst der armen Frau nicht dag Hälmchen, das
liegen blieb, sondern scharrt es mit dem Rechen zusammen.“ Es gefiel
mir zwar nicht, was die Grille den Menschen vorwarf, aber ich mußte
doch denken: „So ganz unrecht hat sie nicht.“
100. Der Mohn.
Eine unschätzbare Gottes—
gabe ist der Schlaf! Gleich un—
entbehrlich ist er unserm Leben
wie Essen, Trinken, Kleider,
Schuhe, Haus und Hof. Ja,
es läßt der Müde wohl die
schönsten Speisen unberührt und
schläft, anstatt zu essen. Es
stärkt der Schlaf den müden
Arm, das matte Auge, er gibt
dem Körper neue Kraft, dem
Geiste neue Fröhlichkeit und
Lust. Ein Mensch, der Nächte
hindurch das süße Gut entbehrt
hat, erscheint mit leichenblassem
Antlitz und schwankendem
Gange, als sei er krank. — Es
ist der Schlaf ein guter, lieber
Engel, den der Vater vom Him—
mel den Menschen sendet, um alle Not zu mildern, allen Schmerz zu stillen.
Er kröstet den Betrübten, er stärkt den matten, schwachen Kranken und
bringt ihm Genesung. Unverdrossen fliegt er von Stadt zu Stadt, von
Dorf zu Dorf; ja, während wir hier wachen, gibt es viele Länder der
Erden in denen zu derselben Zeit die Menschen schlafen, da es dort Nacht