— 159 —
Hab und Gut auf dem Altar des Vaterlandes, um die Mittel auf-
bringen zu helfen, welche die außerordentlichen Rüstungen für den
Krieg erforderten. Ja, ein schlesisches Edelfräuleiu, Ferdinande von
Schmettan, schnitt vom Haupte ihr schönes Haar, um den Erlös dafür
als Spende auf dem Altar des Vaterlandes niederzulegen.
Schon in ihrem äußeren Aussehen macht die Stadt Breslau den
Eindruck einer patriotischen preußischen Stadt. Da sehen wir aus dem
Ringe die Reiterstandbilder der beiden preußischen Könige, welche in
der Geschichte Schlesiens am bedeutsamsten hervorgetreten sind, auf der
Nordseite des Platzes Friedrich der Große, der Schlesien für Preußen
gewonnen hat; auf der Westseite Friedrich Wilhelm III., der sich hier
an die Spitze der preußischen Volkserhebung gegen das Joch der frau-
zösischen Fremdherrschast stellte. Die Mitte des Blücherplatzes über¬
nimmt das Standbild des alten Blücher ein:
„Er ist der Mann gewesen, als alles versank,
Der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang, —
Er ist es gewesen, der Kehraus gemacht,
Mit eisernem Besen das Land rein gemacht.
Am Wasser der Katzbach, da hat er's bewährt,
Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt:
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab
Und nehmt, Ohnehosen, den Walfisch zum Grab."
Noch in neuerer Zeit, bei dem Ausbruche des Krieges 1866 ging
die Stadt Breslau, obwohl vou den Heeren Österreichs am nächsten
bedroht, mit dem Beispiele des Patriotismus vielen anderen voran.
Trotz der damals in vielen Kreisen des Volks vorherrschenden Friedens-
strömnng sprach die Stadt Breslau dem Könige offen und freudig
aus, daß sie für die Ehre Preußens, seine Stellung in Deutschland
und die mit dieser Stellung in notwendigem Zusammenhang stehende
Einheit des gemeinsamen Vaterlandes den Gefahren und Nöten des
Krieges mit derselben Opferwilligkeit und Hingebung entgegen gehen
werde, wie die schleichen Männer unter der Führung von des Königs
Wilhelm hochseligem Vater gethan. „Können jene höchsten Güter
Preußens und Deutschlands erhalten werden im Frieden, so begrüßen
wir denselben freudigen Herzens; sollten aber die Gegner Preußens
und Deutschlands eine Demütigung Preußens erstreben, so wird
Schlesien lieber alle Lasten und Leiden des Krieges auf sich nehmen,