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Endlich ist die Hütte erreicht, und mit trutzigem Stolz wirft der Heim-
gekehrte die Jagdbeute am Herde nieder. Das Fleisch wird an einem
der nächsten Tage in der Mittagsschüssel ausgetragen, das Fell teuer
verkauft, um zu Hosen- und Handschuhleder verarbeitet zu werden, und
aus dem Krickel (Horn) werden Stockgriffe gedrechselt.
Trifft aber der heimkehrende Wildschütz auf einsamem Pfade mit
dem Förster zusammen, dann kommt es nicht selten zu einem Kampf
auf Leben und Tod. Heftig ringen die beiden gewaltigen Gestalten,
jeder sucht den anderen zu überlisten, im äußersten Falle dem nner-
bittlichen Gegner den Todesstoß zu geben. Der Überlebende mit der
blutigen Hand geht still seines Weges. Einige Tage darauf findet
ein Holzhacker die Leiche, — den Thüter wird man schwerlich entdecken.
— Trotz alledem ist, im Grunde genommen, der „bayrische Hiesel",
welcher die Eigentümlichkeiten der bojnwarischen Volksart noch in sich
vereinigt, eine treffliche, echt deutsche Kernnatur.
Der Bayer hat sich mit Frakturschrift in die deutsche Geschichte
eingeschrieben. Man lese nur seine Schrift nach auf den Schlacht-
feldern vom Lech und der Donan bis Wörth und Sedan. Oberbayern
ist kein Land der Philosophen und der Träumer, wohl aber die Hei-
mat gewaltiger Volksheldeu, wie des braven Schweppermann, des
tapferen Reiterdegens Johann von Werth und des riesigen Schmidt-
balthes von Kochel, der in der Sendlinger Bauernschlacht, von einer
Lanze durchbohrt, noch sterbend das Löwenbanner schwang, neben ihm
im Tode gesellt seine beiden Söhne.
In dem Bewußtsein seiner Kraft liegt auch das starke Selbst-
gesühl begründet, mit welchem der Bayer sich rühmt (in dem „deutschen
Heerbaunliede" von Hermann Lingg):
„Mein Mark ist stark wie Löwenmark,
Kein andrer Mann ist freier;
Kommt her! kein Teufel ist so stark,
Und schlägt ein Herz getreuer? —
Ich bin der Bayer."