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nahm den weißen Adler mit ausgebreiteten Flügeln in das Wappen
* des polnischen Reiches auf.
Die Erzbischöfe von Gnesen nannten sich Nachfolger des heiligen
Adalbert von Prag, welcher gegen Ende des zehnten Jahrhunderts in
diesen Gegenden das Kreuz predigte und in Samland von den Heid-
nischen Preußen erschlagen wurde (997). Der Polenherzog Boleslaw
kaufte die Leiche des heiligen Adalbert und ließ sie im Dom zu Gnesen
bestatten, welcher daher den Polen als Nationalheiligtum galt. Gnesen
besitzt noch manche nationale Reliquien der Polen und war bis 1320
die Krönungsstadt der Könige von Polen.
Wenn in Gnesen noch die polnischen Überlieferungen überwiegend
sind, so hat dagegen die Regierungshauptstadt Bromberg an der
schiffbaren Brahe, 15 km vor ihrer Einmündung in die Weichsel, eine
ganz deutsche EntWickelung genommen und sich namentlich unter den
Stürmen der neueren Zeit als ein Hort des Deutschtums mitten in
der slawischen Flut bewährt.
43. Preußen und das alfe deutsche Ordensland.
ährend bis zum Ende des ersten Jahrtausends nach Christi
Geburt in den Ländern von der Maas bis an die Weichsel
das Christentum überall Eingang und Verbreitung ge-
snnden hatte, herrschte unter dem Volke, welches die Niederungen
zwischen Weichsel und Memel bis an die bernsteinreichen Küsten der
Ostsee bewohnte, noch die tiefe Finsternis des Heidentums. Die Be-
wohner dieser Gegenden, ihrer Abstammung nach litauischen und
slawischen Stammes, ihren Sitten und Gebräuchen nach dem alt-
germanischen Stamme der Goten verwandt, welche vor der großen
Völkerwanderung diese Wohnsitze innegehabt hatten, wurden Porussen,
d. i. die bei den Russen Wohnenden, später auch Prußeu oder Preußen
genannt.
Ihre niederen Wohnhütten, meistens nur aus Weidengeflecht mit
Schilfdächern bestehend, lagen verstreut in den Lichtungen zwischen