Einleitung.
on der Maas bis an die Memel, von den Alpen bis zum
Belt dehnt sich ein weites Reich recht inmitten Europas,
bewohnt von einem biederen, friedfertigen und waffenstarken
Volke, beherrscht von einem hochfinnigen und edlen Fürstengeschlecht.
Das Land bietet einen mannigfaltigen Wechsel in der Bodengestaltung:
hier erzreiche Gebirge mit hohen, fernschauenden Gipfeln, dort tief ein-
geschnittene Thäler mit arbeitenden Bächen, klappernden Mühlen, dröh-
nenden Hämmern und Hüttenwerken; hier heitere, sonnige Fluren, dort
düstere, geheimnisvoll rauschende Wälder; hier wogende Kornfelder
und goldene Auen, dort endlose, rötlich blau schimmernde Heideflüchen,
von Sümpfen und Torfmooren durchschnitten; hier starke, brausende
Ströme, dort stille, spiegelglatte Seen, und über Berg und Thal, über
Feld und Wald, über Strom und Seen sichtbar ausgegossen der Segen
Gottes! — kennst Du das Land, junger Leser? Du mußt es kennen,
deutscher Knabe; denn Deine Wiege hat darin gestanden, und:
„Dem Land, wo Deine Wiege stand,
Ist doch kein andres gleich;
Es ist Dein liebes Vaterland
Und heißt: Das Deutsche Reich."
Zwischen den Fruchtfeldern hingelagert findest Du friedliche Dörfer,
deren Bewohner die Saaten bestellen, die Früchte einsammeln und zu
Markte schaffen; an den Küsten des Meeres, an den Ufern der Ströme,
an den länderverbindenden Straßen liegen die Städte, deren Bewohner
mit steißigen Händen die eingeführten rohen Naturstoffe verarbeiten
zum Nutzen und zur Verschönerung des Lebens, die Städte, in welchen
sich die Schulen zur Bildung und Aufklärung des Geistes, die An-
stalten zur Verbreitung von Kenntnissen und Bildung, zur Erhebung
v. Köppen, Das Deutsche Reich. 1