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Weser treffen sich bei Frankfurt, welches den Mittelpunkt des ganzen 
Rheingebiets bildet. 
Der Ursprung der Stadt geht weit in Mythe und Sage zurück. 
Wahrscheinlich hatten schon die Merowinger an dieser Stelle eine Pfalz. 
Karl der Große ging hier mit seinen Franken über den Main und 
hielt im Jahre 794 auf dem Königshofe Frankonofurt eine Versamm- 
lung von Bischöfen und Großen ab. Ludwig der Fromme ließ den 
Königshof zu Fraukouofurt mit Mauern umgeben (822). Nach der 
Teilung des karolingischen Reiches (843) galt Frankfurt als die Haupt- 
ftadt von Ostfranken oder Deutschland. Alle gemeinsamen Angelegen- 
heiten der Deutschen wurden in diesen Gegenden beraten und ent- 
schieden. 
Zu Frankfurt versammelten sich bei der Erledigung des römisch- 
deutschen Kaiserthrons die vornehmsten Fürsten des Reichs, um zu 
beraten, wen sie für den Würdigsten zur Krone achteten. Der von 
ihnen Erkorene wurde durch den Zuruf des Volkes als König der 
Deutschen bestätigt. So geschah es bei der Wahl des Staufers Friedrich, 
des nachmaligen mächtigen Kaisers Friedrich I. genannt Rotbart (1152), 
so auch bei späteren Königswahlen. 
Mit dem Wohlstande wuchsen die Rechte und Freiheiten der Stadt. 
Schon Ludwig der Deutsche hatte die Stadt erweitert und daselbst 
Märkte eingerichtet, welche den Anfang der Frankfurter Herbstmeffen 
bildeten. Kaiser Friedrich II. verlieh ihr Reichsfreiheit (1245). Kaiser 
Karl IV., der eine sonderliche Liebe zu dieser Stadt hatte, erteilte ihr 
das Recht, die bisher vom Reiche eingesetzten Schultheißen selbst zu 
wählen, und erhob sie durch die Bestimmungen der von ihm erlassenen 
„goldenen Bulle" (1356) amtlich zur Wahlstadt der deutschen Kaiser. 
Der in Frankfurt gewählte und in Aachen gekrönte König der Deutschen 
wurde in Rom vom Papste zum römischen Kaiser d. h. zum weltlichen 
Oberhaupte der gesamten europäischen Christenheit gekrönt. Seit Kaiser 
Karl V. (1519—1556) fand die Krönung zum römischen Kaiser durch 
den Papst nicht mehr statt; die deutschen Könige führten jedoch den 
Kaisertitel weiter. Die Stadt Aachen büßte den Vorzug als Kröuuugs- 
stadt seit dem 16. Jahrhundert allmählich an Frankfurt ein. Im 
8. Jahrhundert fanden allein sechs Krönungen in Frankfurt statt, 
nämlich: Karl VI. (1711), Karl VII. (1742), Franzi. (1745), Joseph II. 
(1764), Leopold II. (1790), Franz II. (1792). 
Laß uns, mein junger Leser, einmal einer Kaiserkrönung in der
	        
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