134. Das Paradies (Neuseeland). 469 
gefällig angelegten Rasenplätzen, die echt englisch sorgsam gepflegt sind. 
An Pflanzen zeigt er eine große Mannigfaltigkeit von Arten aller Zonen. 
Die Anlage und Pflege der Wege, der verschiedenartigsten kleinen Wasser- 
fälle, Springbrunnen, Teiche, Inseln, zierlichen Hügeln, Pavillons ist eine 
vorzügliche. In der Nähe des Eingangs befindet sich ein umfangreicher 
Tiergarten, der aber im Verhältnis zum Botanischen Garten weniger sehens- 
wert ist. 
Einen ganz besonders charakteristischen Eindruck machen die Park- 
anlagen an den Sonntagen, wo mit Ausnahme derjenigen, die mit Dampfer 
oder Bahn aus der Stadt hinausfahren, die Bevölkerung der Stadt sich 
zahlreich versammelt, um, auf den Rasen oder den Bänken ausgestreckt, den 
stillen Sonntag anszugähnen, auszurecken oder aber — wie im Hyde Park 
— sich um die zahlreichen sogenannten Missionare oder Apostel oder um die 
vielen Volksredner zu gruppieren und ihnen zu lauschen. 
Das Gemisch der Besucher des Hyde-Parks am Sonntag ist ein höchst 
buntes. Die verschiedensten Nationen der ganzen Erde erkennt man hier 
an Sprache, Farbe und Gesichtsausdruck. Der einzige, welcher fehlt, ist der 
Ureingeborene Australiens, und wenn man einmal einem solchen begegnet, 
so erscheint er in Lumpen gehüllt — ein Bild der Verkommenheit und Ent- 
artung. 
II. Ozeanische Inselwelt. 
\oDas Paradies (Neuseeland). 
Hans Bodenstedt. 
Aus „Zeit im Bild". VIII. Jahrgang, Nr. 9. Berliner Zentralverlag, G. m. b. H., Berlin. 19 tl. 
Ein Frühlingsmorgen auf Neuseelaud. — Ein Morgen im Paradies. 
— Über den Bergen hängen die Wolken, zarte Schleier, die sich kosend an 
den goldenen Sonnenstrahl schmiegen, der aus dem azurnen Himmel herab- 
kommt auf die Erde. Es ist ein eigentümliches Flimmern, das er hervor- 
zaubert aus den Wassern der Terrassen, die in unvergleichlicher Schönheit 
aus deu Mineralien der Geysirquellen entstanden sind. Leuchtend weiß uud 
mattrosa schimmern sie; in allen Farben des Regenbogens funkelt es dort, wo 
leichte zitternde Nebelgebilde aus ihnen emporsteigen, und dicht daran schließt 
sich der Wald im satten dunklen Grün. Die grauen Felsen lehnen sich an den 
Berghang, fügen sich wie sonderliche Kunstformen in diese Farbenpracht 
hinein, und dann kommt der Firn, der die Gletscher bedeckt, mit seinem 
müden Blau, seinem schmutzigen Grau und hoch oben auf den Sonnengipfeln 
im leuchtenden Weiß, das das Auge blendet. Unten im Tal rauschen die 
Wasser, treiben das Geröll vor sich her, das sich widerwillig der Macht fügt. 
£ben ist die Freiheit Königin und im Wald, zwischen den Palmen und den 
Farnen, das Entzücken. Kein Hauch bewegt die Blätter. Unter dent Kreuz¬ 
dorn schläft eine schillernde Eidechse, auf dem Palmenzweige schaukelt sich 
ein Papagei, und in der klaren Luft spielen Schwalben, taucheu iu deu bro-
	        
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