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Alexander von Humboldt.
seinen Ursprung verdankt, ist tief im Innern des Landes un-
bekannt. Im Zustande tierischer Roheit bezeichnen die Völker
nur solche Gegenstände mit eigenen geographischen Namen,
welche mit andern verwechselt werden können. Der (Drinoco,
der 5lmazonen- und Nlagdalenen-Strom werden schlechthin der
Fluß, allenfalls der große Fluß, das große Wasser ge-
nannt, während die Uferbewohner die kleinsten Väche durch
besondere Namen unterscheiden.
Die Strömung, welche der (Drinoco zwischen dem süd¬
amerikanischen kontinent und der asphaltreichen Insel Trinidad
erregt, ist so mächtig, daß Schiffe, die bei frischem Westwinde
mit ausgespannten Segeln dagegen anstreben, sie kaum zu über-
winden vermögen. Diese öde und gefürchtete Gegend wird die
Trauerbucht genannt. Den Eingang bildet der Drachen-
schlund. Hier erheben sich einzelne Klippen turmähnlich zwischen
der tobenden Flut. Sie bezeichnen gleichsam den alten Fels-
dämm, welcher, von der Strömung durchbrochen, die Insel
Trinidad mit der Küste Parias vereinigte.
Der Anblick dieser Gegend überzeugte zuerst den kühnen
Weltentdecker Tolon von der Existenz eines amerikanischen
Kontinents. „Eine so ungeheure Masse süßen Wassers, schloß
der naturkundige Mann, könnte sich nur bei großer Länge des
Stroms sammeln. Das Land, welches diese Wasser liefere,
müsse ein Kontinent und keine Insel sein." Wie die Gefährten
Alexanders über den schneebedeckten Paropamisus-) vordringend,
nach Krrian'^) in dem krokodilreichen Indus einen Teil des Nils
zu erkennen glaubten, so wähnte Tolon, der physiognomischen^)
I) Halbinsel, die von der Festlandsküste nach Trinidad hinüber-
reicht. — 2) Hindukusch. — 3) Flavius Arrianos, spätgriechischer
Schriftsteller (um 95—180 n. Chr.). Sein Hauptwerk Anabasis be-
handelt Alexanders d. Gr. Geschichte. — 4) Physiognomie: äußere Er¬
scheinung im Gegensatze zum inneren Bau. Humboldt hat zum ersten
Male Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse gegeben. „Wie be-
schreibende Botanik und Zoologie Zergliederung der Tier- und pflanzen-
formen sind, so gibt es auch eine Naturphysiognomie, welche jedem
Himmelsstriche ausschließlich zukommt. Den Tropen Mannigfaltig-
keit und Größe der pflanzen, dem Norden der Anblick der Wiesen
und das periodische Wiedererwachen der Natur."