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Alexander von Humboldt. 
Argo, ein Widerschein von dem metallischen Glänze jener 
Silberberge der parime.^) Auch ist es eine uralte Sitte dog- 
matisierender Geographen, alle beträchtlichen Flüsse der Welt 
aus Landseen entstehen zu lassen. 
Der Grinoco gehört zu den sonderbaren Strömen, die nach 
mannigfaltigen Wendungen gegen Westen und Norden zuletzt 
dergestalt gegen Osten zurücklausen, daß sich ihre Ulündung 
fast in einem Meridian mit ihren (Quellen befindet, vom 
Chiguire und Gehette bis zum Guaviare hin ist der Lauf des 
Grinoco westlich, als wolle er seine Wasser dem Stillen TTteere 
zuführen. 3n dieser Strecke sendet er gegen Süden den in 
Europa wenig bekannten Eassiquiare, einen merkwürdigen Krm 
aus, welcher sich mit dem Rio Negro oder (wie ihn die Ein- 
geborenen nennen) mit dem Guainia vereinigt, das einzige 
Beispiel einer Bifurkation im Innersten eines Kontinents, einer 
natürlichen Verbindung zwischen zwei großen Flußtälern.^) 
Die Natur des Bodens und der Eintritt des Guaviare 
und Ktabapo in den (Drinoco bestimmen den letzteren, sich 
plötzlich gegen Norden zu wenden. Aus geographischer Un- 
künde hat man den von Westen zuströmenden Guaviare lange 
als den wahren Ursprung des Grinoco betrachtet. Die Zweifel, 
welche ein berühmter Geograph, Herr Buache, seit dem Jahr 
1797 gegen die Möglichkeit einer Verbindung mit dem Amazonen- 
ström erregte, sind, wie ich hoffe, durch meine Expedition voll- 
kommen widerlegt worden. Bei einer ununterbrochenen Schiff- 
fahrt von 230 geographischen Meilen bin ich durch ein sonder- 
bares Flutznetz vom Rio Negro mittels des Eassiquiare in den 
Grinoco durch das Innere des Kontinents, von der brasilia- 
nischen Grenze bis zur Küste von Earacas gelangt. 
1) Lierra parima ist ein Zug im Tafelberglande von Gua¬ 
yana. — 2) Der Emsnebenfluß Hase entsendet die Else ins Weser- 
gebiet, und die wichtigste europäische Wasserscheide zwischen Donau 
und Rhein wird von der 5lach durchbrochen. Ihre Duelle wird näm- 
lich vom Donauwasser gespeist, das nahe Emmendingen in Baden zu 
einem großen Teil, in trockenen Jahren ganz im Kalkboden versinkt. 
Die Aach fließt in den Bodensee. Diese Bisurkation ist freilich unterirdisch.
	        
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