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31. Die Jungfer vom Sachsenstein.
Am Südrande des Harzes erhebt sich unfern von Walkenried der
Sachsenstein. Einst hütete hier zur Mittagszeit ein Schäfer seine
Heerde, da erschien ihm eine Jungfer mit dem Schlüsselbunde. Er sah
sie Flachs in der Sonne ausbreiten und auseinanderharken. Dabei
half er ihr, und es kamen ihm einige Leinknoten in seine weiten
Schuhe. Abends, als er sie in seiner Schäferkarre auszog, fielen
lauter Goldstücke heraus.
Ein andermal hütete auch ein Schäfer da, der schlief beim
Hüten ein. Als er erwachte, erblickte er neben sich ein hübsches
Blümchen, eine Lilie, pflückte es und steckte es, wie Schäfer thun,
an seinen Hut. Gleich darauf erschien die Jungfer mit Schlüsseln
und fragte, ob er mitgehen wolle. Als er nun mit ihr vor dem Ein¬
gänge stand, gingen sie zuerst vor eine große eiserne Thür und an
zwei Hunden mit glühenden Zungen vorbei. In dem Schlosse aber
lag nichts als Gold und Silber, und die Jungfer sagte zum Schäfer,
er möge sich so viel hinnehmen als er möchte. Da füllete er zuerst
seinen großen Schäferranzen, dann nahm er den Schäferhut und wollte
ihn auch noch füllen. Dabei ließ er die Lilie fallen und die Jungfer
rief dreimal, er solle das Beste nicht vergessen. Er achtete aber dessen
nicht und ging ohne die Blume fort. Als er aus dem Schlosse war,
schlug die Thür ihm fast die Hacken ab; da dachte er an die Blume,
mit der er die Jungfer hätte erlösen können, aber nun war es zu spät.
Pröhle, Harzsagcn.
32. Hausinschrift aus Wolfenbüttel.
Erhebe Dich nicht in Deinen: Glücke;
verzage nicht in Deinem Unglücke.
Gott ist der ^Nann,
der Glück und Unglück wenden kann.
Anno l6s7.