Full text: Bilder aus dem Lande Braunschweig

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von Uri, Unterwalden und Schwyz zusammenlaufen, und hat seinen Na¬ 
men daher, weil es ein ausgereutetes Waldgestrüppe ist —) zusammenzu¬ 
kommen; jeder sollte zehn Männer aus seinem Lande mitbringen. In der 
festgesetzten Nacht kamen die dreiunddreißig Männer zusammen und be¬ 
schlossen: „Sie wollten Alle zusammen in gemeinsamer Freundschaft leben 
und sterben, jeder das unterdrückte Volk in seinem Thale schützen und ver¬ 
theidigen, den Grafen von Habsburg nichts von ihren Gütern und Rechten 
entfremden, auch keinen Tropfen Blutes an den Vögten und ihren Leuten 
vergießen, — aber die Freiheit, welche sie von ihren Vätern empfangen 
hätten, wollten sie ihren Enkeln aufbewahren." Das beschworen sie im Na¬ 
men Gottes, welcher der Könige und der Bauern Herr und gerechter 
Richter sei. Zur Ausführung ihres Unternehmens bestimmten sie die Neu¬ 
jahrsnacht. Darauf gingen Alle still auseinander, Jeder seines Weges zu 
seiner Hütte; sie arbeiteten, wie sie es gewohnt waren, ernst und schwei¬ 
gend, — und Alles blieb vor den Vögten geheim. 
Da ließ Geßler, der die Gefahr nicht ahnete und die trotzigen Unter¬ 
thanen genau kennen lernen wollte, in Altorf eine Stange aufrichten und 
auf dieselbe den herzoglichen Hut hängen. Zugleich befahl er, daß Zeder, der 
vor der Stange vorübergehe, das Haupt entblößen müsse, gleich wie man 
es vor dem Herzoge von Oestreich thue. Man erzählt nun, daß Wilhelm 
Tell aus dem Orte Bürglen, Eidam des Walther Fürst, ein berühmter 
Bogenschütze, der auch unter den Männern auf dem Rütli gewesen war, seinen 
Knaben an der Hand führend, mit dem Bogen und Köcher auf der Schulter, 
des Weges daher gekommen sei. Er verschmähte es, wie es weiter heißt, vor¬ 
dem Hute, — dem Bilde der Freiheit und nicht der Knechtschaft, — sich zu 
beugen. Jetzt ließ der Vogt ihn ergreifen, und da Tell trotzige Worte 
sprach, rief der Wütherich, Alles verhöhnend, was heilig im Himmel und auf 
Erden ist: „Nunj stolzer Schütze, zeige Deine Kunst! Von dieses Deines 
Söhnleins Haupte schieße den Apfel, den ich darauf lege!" Gott gab dem 
Vater Muth und Gnade, den Schuß so zu thun, daß der Knabe unver¬ 
letzt blieb. Der Vogt aber reizte darauf den Vater noch mehr und fragte: 
„Warum nahmst Du den zweiten Pfeil hervor, den hier auf Deiner Brust?" 
Jetzt hielt sich Tell nicht mehr und rief: „Der ging in Dein Herz, wenn 
ich den Apfel verfehlte!" Darauf wurden Fesseln ihm angelegt, und der 
Vogt, welcher den Aufstand der Verwandten und Freunde in der Heimath 
fürchtete, beschloß, ihn gegen die Gesetze des Volkes über den Vierwaldstädter¬ 
see nach Küßnach in ein anderes Land zu führen und dort zu strafen. Als 
sie aber auf dem Wasser dem Rütli gegenüber waren, brauste vom St. 
Gotthard der Fön her, ein gewaltiger Sturmwind, den alles Volk fürch¬ 
tete, weil er die Abgründe des Sees aus einer Tiefe von 600 Fuß auf¬ 
wühlt und zu Riesenwellen emportreibt, so daß die Schiffe, die er erfaßt, vom 
Wasser überschüttet und verschlungen werden, oder an den steilen Felsen des 
Ufers zerschellen. Auch das Schiff, das den Geßler und Tell führte, kaut in
	        
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