Full text: Bilder aus dem Lande Braunschweig

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Herzog Karl I. von Braunschweig. Er betraute mit dieser 
Aufgabe einen seiner tüchtigsten Beamten, nämlich den Ober¬ 
jägermeister von Langen, welcher nicht nur bereits Ordnung 
in die Forsten des Landes gebracht, sondern sich auch durch 
Anlage von Glashütten, Hammerwerken u. s. w. verdient ge¬ 
macht hatte. Als nun bekannt wurde, dafs er eine Porzellan¬ 
fabrik errichten wollte, fand sich im Jahr 1746 bei ihm ein 
fahrender Geselle ein, welcher vorgab, grofse Kenntnisse in 
der Chemie zu besitzen und echtes, chinesisches Porzellan, 
welches das Meifsner noch überträfe, machen zu können. 
Es war der Maler Glaser aus Baireuth. Derselbe wufste 
Langen und den Herzog für sich einzunehmen; es kam ein 
Vertrag mit ihm zustande, und im Schlosse zu Pürstenberg 
sollten die Arbeiten beginnen. Aber als nach vier Jahren 
das erste Porzellan aus dem Ofen kam, ergab sich, dafs es 
gar kein echtes war und mithin auch keinen Absatz fand. 
Alle weitern Versuche schlugen fehl, und es gelang nicht, die 
Zusammensetzung des echten Porzellans zu finden. Bald stellte 
sich denn auch heraus, dafs Glaser ein Betrüger war. 
Nun meldeten sich andre und boten ihre Recepte an, 
aber niemand konnte auch nur ein Stück echtes Porzellan 
liefern. Da sah der Herzog und sein unermüdlicher Hofjäger¬ 
meister ein, dafs man auf diesem Wege nichts erreiche. Man 
griff nun zu dem damals beliebten Mittel, einer andern Fabrik 
solche Arbeiter, die mit dem Geheimnis vertraut waren, 
abspenstig zu machen. Es gelang denn auch einem damit 
Beauftragten aus der Fabrik zu Höchst am Main, den Arbeiter 
Benkgraf, welcher das Porzellanrecept besafs, und noch zwei 
seiner Genossen zu gewinnen. Benkgraf erhielt für die Mit¬ 
teilung seines Geheimnisses 9000 Gulden und den Titel Ober¬ 
bergrat. Nun endlich gelang es, echtes Porzellan zu brennen, 
welches überall gute Aufnahme fand und noch heute sehr 
geschätzt wird. Aufser den schön geformten und geschmack¬ 
voll bemalten Schüsseln und Schalen, Tassen und Töpfen 
werden auch die prächtigen Vasen und die vortrefflichen 
Büsten bedeutender Männer gerühmt.
	        
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