244
Die Marshallinseln.
verhältnismäßig zu dichte Bewohnerschaft die Durchführung solcher Unter¬
nehmungen zulassen würde. Rücksichten ans ihre Nahrung und ihren
Handel machen sie abgeneigt, auch das kleinste Stück zum Anbau von
Kokospalmen sich eignenden Landes zu veräußern. Auf ursprünglich un¬
bewohnten Inseln jedoch wurde mit der Anlage von Plantagen vorge¬
gangen. A. Capelle kaufte 1877 von den Eingeborenen die Ratak-Jnsel
Liekieb, bepflanzte sie mit Kokospalmen und bewirtschaftet sie mit teilweise
gutem Ertrag in Gemeinschaft mit einigen nichtdeutschen Miteigentümern.
In Rälik machte man Pflanzungsversuche auf Udjelang, indem die deutsche
Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee-Jnseln zu Hamburg dort
den Grund und Boden von den sechs Eingeborenen in Miete genommen
hat. Diese Gesellschaft, gegenwärtig die bedeutendste Südsee-Firma, ging
im November 1879 aus dem Sturz des Hauses Godeffroy hervor, einem
Ereignis übrigens, welches Verhältnisse herbeisührten, die mit dem Südsee-
Geschäft keinen Zusammenhang hatten.
Die neue Gesellschaft, deren Wirken sich über den ganzen Westen des
stillen Ozeans erstreckt und deren Vorgehen in Pftanzungsunternehmnngen
und Ausbreitung des Handels vor einigen Jahren von einem Engländer
mit dem der „Ostindischen Kompagnie" verglichen wurde, schuf sich hier
drei Bereiche des geschäftlichen Betriebs: Apia (Samoa), Mioko (Bismarck¬
archipel) und Jaluit. Der Bereich von Jalnit umfaßt außer den Marshall-
Jnseln die Karolinen. Neben ihr arbeitet in diesem Teil des Meeres
vorzugsweise die Firma Hernsheim & Co. (Franz und Eduard Hernsheim
aus Mainz), die mit zwei selbständigen Filialen in Matnpi (Bismarck¬
archipel) und Jaluit domiziliert ist.
Für das Gebiet von Jaluit kommt als Ausfuhrerzeugnis im wesent¬
lichen nur Kopra in Betracht. Die Produktion betrügt jährlich hierin
1000—1500 Tonnen. Die Ausfuhr anderer Jnselprodukte, wie Perl¬
schalen, Schildpatt, Korallen, Guano u. s. w., kommt auf den Marshall¬
inseln fast gar nicht in Frage.
Die Art der Inangriffnahme und des Handelsbetriebes auf den ein¬
zelnen Inseln ist die in der Südsee überhaupt übliche. Einer oder mehrere
Agenten werden von der Firma mit Zustimmung der Häuptlinge domi¬
ziliert und entsprechend eingerichtet, sowie Wohn- und Warenränme ge¬
baut, Tauschwaren und Boote geliefert. Diese mitunter kostspielige Ein¬
richtung und Ausrüstung geschieht auf Kosten und nach Wunsch der
Agenten mit dem Kapital der Firma und zahlen jene den Vorschuß allmählich
ab. Unteragenten, die entweder gleichfalls von der Firma angestellt und
mit Tauschwaren versorgt werden, oder auf eigene Rechnung handeln,
kaufen die Kopra auf und liefern sie an die Agenten ab. Aus
den Agenturen wird dieselbe direkt oder über einen Zentralpunkt, der
z. B. für die deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft Apia isst
verschifft.