Full text: Der Oberflächenbau Deutschlands

Der Harz. 103 
das Grundgebirge des Harzes unter die Kupferschiefer des Zechsteins 
untertaucht, sinkt der Sockel des Gebirges auf 250 in herab. Die flache, 
eintönige Hochebene des Unterharzes wird am Süd- wie am Nordrand 
durch je einen höheren Berg unterbrochen; in der Mitte des Südrandes 
erhebt sich der porphyrische Auerberg (576 m), am Nordrand taucht 
der Granitstock des Rambergs (582 in) mit der kühnen Felsbildung der 
Roßtrappe am Bodethal aus den gleichförmigen paläozoischen Schiefer- 
massen empor. Das Auftreten dieser beiden Eruptivmassen hängt wieder 
mit ihrer besonderen Lagerung zwischen den den Unterharz zusammensetzenden 
silurischen und devonischen Schichten zusammen; dieselben liegen nämlich 
in den Scheitelpunkten zweier Mulden, die das untere Devon innerhalb 
des Herzyn, einer Abteilung der Silurformation, bildet, das mit seinen 
Granwacken und Kieselschiefern den Unterharz vom Bruchberg an 
in ununterbrochener Erftreckuug bis zum Wipperthal durchzieht. 
Außer den beiden altdevonischen Mulden (1. Lauterberg — Stiege — 
Stolberg, gegen Südwesten geöffnet, und 2. Gernrode—Harzgerode — 
Selkeanstritt aus dem Gebirge, nach Ostnordost geöffnet,) tritt zwischen 
Blankenburg, Wernigerode und Braunlage noch eine dritte, von 
jüngeren devonischen Gesteinen erfüllte Mulde auf, deren gegen Westen 
geöffnete Schenkel die Osthälfte des Brockengranitmassivs umschließen. 
In anbetracht des nordöstlichen Streichens der herzynischen Falten 
zwischen den drei eben erwähnten Devonmulden, innerhalb deren auch 
noch zahreiche gang- und deckensörmige Diabasmassen vorkommen, kann 
auch der Unterharz als ein Teil des alten paläozoischen Grundgebirges 
betrachtet werden, das im Altertum der Erde Mitteldeutschland von 
Südwesten nach Nordosten durchzogen hat. 
b) Bewässerung und Wegnetz. Das Harzplateau wird, wie 
schon oben angedeutet, von zahlreichen, teils dem Wesergebiet, teils dem 
Gebiet der Elbe zugehörigen Flüssen durchfurcht. Die Thäler dieser Flüsse 
erinnern mit ihren mäandrischen Windungen und ihrem Wechsel zwischen 
nordöstlicher (niederländischer) und nordwestlicher (herzynischer) Richtung 
deutlich an die Flußläufe des Frankenwaldes und des niederrheinischen 
Schiefergebirges, deren paläozoische Schiefer im Gebirgsbau des Harzes 
ja auch alle wiederkehren. Doch fehlen den Harzthälern zumeist die 
steilen Gehänge, die diejenigen des Frankenwaldes und des größten Teils 
des rheinischen Schieferplateaus charakterisieren; es herrscht in ihnen, 
besonders in den oberen Teilen, die Muldenform fast durchaus vor. 
Nur da, wo der Granit an den Thalwänden ansteht, streben die 
Gehänge höher und steiler empor; so ist der durch seine Wildheit 
bekannte letzte Abschnitt des Bodethals zwischen dem Hexentanzplatz 
(454 in) und der Roßtrappe (375 in) 200 in tief in die Urgebirgsmasse 
eingesenkt. 
In Hinsicht auf das Gefälle lassen sich die Harzflüsse in genau 
soviele Gruppen einteilen als das Gebirge selbst. Das stärkste Gefälle, 
33—66,7 in auf 1 km, haben die auf dem Brockenfeld oder dem Bruch-
	        
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