Die Westsudeten. 119
2. Die Westsudeten.
Der Westflügel der Sudeten zeigt entsprechend seiner bedeutenderen
Flüchenausdehnung und seiner Verwickelteren geognostischen Zusammen-
setznng auch eine reichere Gliederung als die Ostsudeten. Das Auftreten
nordwestlich gerichteter paralleler Kämme und mit diesen in gleicher
Richtung ziehender ausgedehnter Längsthäler ist das Kennzeichnende für
den tektonischen Bau der Westsudeten; die muldenförmige Einlagerung
mesozoischer und käuozoischer Gesteine zwischen die langgestreckten Ur-
gebirgsrückeu des Gebirges charakterisiert die geognostischen Verhältnisse
dieses Stückes der Nordnmwallnng ' Böhmens. Der Hauptrücken der
Ostsudeten findet jenseits des Neißedurchbruchs bei Wartha unmittelbar
seine Fortsetzung in dem Gneismasfiv des Eulengebirges, das mit ebenso
scharfem Höhenrand gegen die Ebene abbricht wie seine nordwestliche
Fortsetzung, das Waldenburger und Katzbachbergland, das, fast ganz
aus devonischen und silurischen Schiefern aufgebaut, erst am Katzbachknie
bei Goldberg endigt. Parallel zu diesem einen langgestreckten Gebirgs-
zng der Westsudeten entfaltet sich aber südlich davon der an Breiten-
und Höhenentwicklung weit bedeutendere Zug des Adler- und Riesengebirges,
der seinen Gneis- und Granitkern durchaus beibehält und durch die festen
Massen dieser alten Eruptivgesteine seinen nördlichen Nachbar weit
überragt. Das Gebiet, welches zwischen die beiden großen Parallelzüge
eingeschoben ist, ist größtenteils mit Meeresniederschlügen verschiedenen
Alters in muldenförmiger Lagerung erfüllt. Zwei solcher Mulden,
durch einen niederen Thonschiefergürtel zwischen Schweidnitz und Kupferberg
an der Katzbachquelle getrennt, vermag man zu unterscheiden, die nach Süd-
osten geöffnete Mulde von Waldenburg und Glatz und die nach Nord-
Westen geöffnete Löwenberger Mulde. So unbedeutend die gegenwärtige
Höhe des die beiden Mulden trennenden Thonschieferzuges ist, so groß ist die
Bedeutung dieses Riegels für die Entwicklungsgeschichte des schleichen
Gebirges; denn von der ganzen Schichtenfolge der Sedimentgesteine sind
nur einzelne Glieder beiden Becken gemeinsam; andere sehr wichtige
sind auf eines von ihnen beschränkt. So finden sich devonische Schichten,
Kulmbildungen und Ablagerungen der produktiven Kohlenformation wohl
in dem südlichen Becken, dem nördlichen fehlen sie dagegen vollkommen.
Das Rotliegende ist beiden gemein, wenn auch im südlichen viel umfang-
reicher und mächtiger entwickelt. Dagegen ist die darüber folgende Reihe
der Zechsteinablagerungen, des Buntsandsteins und des Muschelkalks
eine ausschließliche Mitgift der Löwenberger Mulde. Keuper und Jura
fehlen in beiden; dagegen sind die Sandsteine und Mergel der Kreide
in beiden vorhanden, jedoch in so verschiedener Erscheinungsweise, daß
daraus die Trennung der beiden Becken in der erwähnten Epoche als
sicher angenommen werden muß. Auch in der Verteilung der Eruptiv-
gesteiue zeigen beide Mulden ein ungleiches Verhalten. Im südlichen
Becken siud Porphyre und Melaphyre in großartiger, für die Formen der