Full text: Der Oberflächenbau Deutschlands

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i 8) Mit den Wenden und Dänen. 
Auch die Slaven (Wenden) zwischen Elbe und Oder, besonders 
die räuberischen Wilzen, mußten 789 Karls starken Arm fühlen. Sie 
erlagen bald dem Ungestüm des Frankenheeres, unterwarfen sich, stellten 
die verlangten Geiseln und gelobten eidlich, dem Frankenkönig treu und 
gehorsam zu seiu. So wurde die Ostgrenze der Frankenherrschaft bis 
zur Oder und zur Theiß hinausgerückt. 
Zuletzt bezwang Karl 810 auch die Dänen, welche mehrere Male 
dem Sachsenherzoge Wittekind eine Zufluchtsstätte gewährt und zudem 
die Sachsen im Kampfe gegen die Franken unterstützt hatten. Karl 
besetzte das Land bis zur Eider und gründete hier zum Schutz gegen 
Einfälle der Dänen die dänische Mark, das heutige Holstein. — 
Das Frankenreich war durch diese großen Erweiterungen das 
mächtigste im Abendlande geworden. Seine Grenzen waren: im Norden 
die Ostsee und die Eider, im Osten die Oder und Theiß, im Süden 
der Garigliano in Italien und der Ebro in Spanien, im Westen der 
atlantische Ocean. 
s) Gart wird Kaiser. 
In Rom saß um das Jahr 800 ein neuer Papst Leo III. auf 
dem päpstlichen Stuhl, der von den reichen und hochangesehenen Ver- 
wandten seines Vorgängers beneidet uud vieler Fehler bezichtigt wurde. 
Im Frühjahre des Jahres 799 überfielen diese den Papst, als er an 
einer Prozession teilnahm, rissen ihn vom Pferde, versuchten ihm die 
Augen auszustechen uud mißhandelten ihn entsetzlich; halbtot schleppte 
man ihn in ein Kloster; es gelang jedoch seinem Kämmerer, ihn hieraus 
zu befreien und nach Spoleto zu retten. Von dort eilte der Papst als 
Schutzflehender zum König Karl, der sich damals gerade in Paderborn 
aufhielt. Er wurde vou demselben ehrenvoll empfangen und, nachdem 
er seine Sache bei dem Könige vorgebracht hatte, von den Gesandten 
des Königs nach Rom geleitet und wieder in sein hohes Amt eingesetzt. 
Ein Jahr darnach begab sich auch Karl nach Rom, um hier Ord- 
nung zu schaffen und Gericht zu halten. Der Papst und die Bewohner 
der heiligen Stadt empfingen ihn mit großer Ehrfurcht. Karl begann 
mit der Untersuchung der dem Papste zur Last gelegten Vergehen. Da 
aber keiner diese Beschuldigungen beweisen konnte, und der Papst sich 
durch einen feierlichen Eid reinigte, verblieb er in seinem hohen Amte. 
Seine Gegner, die ihn mißhandelt hatten, wurden als Majestätsverbrecher 
zum Tode verurteilt, jedoch vou dem mildgesinnten Papste zu Verbau- 
nung begnadigt. — Am Weihnachtstage 800, damals der Anfang des 
neuen Jahres (und Jahrhunderts), als Karl in der Peterskirche vor 
dem Altare sich zum Gebete geneigt hatte, setzte ihm der Papst Leo die 
Kaiserkrone auf das Haupt unter dem jauchzenden Zuruf der versam- 
melten Gemeinde: „Leben und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott 
gekrönten friedebringenden Kaiser der Römer!" Hierauf huldigten ihm 
alle, auch der Papst, und hinfort nannte man ihn Kaiser und Angustus. 
Durch diesen Akt hatte der Papst die alte römische Kaiserwürde 
wieder erneuert uud sie au den Frankenkönig übertragen, welcher da-
	        
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