Die schwäbisch-bayerische Hochebene. 23
74 m, Chiemsee 79 m tief) oder Moore (sog. Moose) enthalten. Solche
Moose, wie das Wilhelmsdorfer, Wnrzacher und Bissenhofener im
Schwäbischen, das Mnrnaner, Schlehdorser und Rosenheimer im Bayerischen,
sind aus früheren Seebecken durch Ausfüllung hervorgegangen, ein Bor-
gang, der sich an dem mit dem Schlehdorser Moos zusammenhängenden
Kochelsee heute noch vor unseren Augen abspielt. Der Ursprung der
Seen selbst aber ist nicht, wie man lange Zeit annahm, auf Gletscher-
erosion, sondern auf Erosion durch fließendes Wasser zurückzuführen.
Gletscher haben bei diesen Seebildungen der schwäbisch-bayerischen Hoch-
ebene nur insoferne mitgewirkt, als dieselben den größten Teil des
erodierenden Wassers lieferten und durch ihre Endmoränen die Ab-
dämmnng der Flnßthäler zu Seebecken bewirkten.
Einen von den Flachseen des bayerischen Gebietes verschiedenen Charakter
und Ursprung hat der größte der Seen der schwäbisch-bayerischen Hochebene,
der Bodensee. Dieses 276 in tiefe Seebecken von 538 qkm Ausdehnung ist
nichts anderes als der durch tektonische Verschiebungen außerordentlich tief
eingesenkte erste Abschnitt des Querthals des Rheines, das von Bregenz bis
Basel zuerst in westnordwestlicher, sodann in westlicher Richtung zieht.
2. Die Zone der Schotterflächen. Der Gürtel der
glazialen Depressionen wird im Norden von den Endmoränenwällen
der alten Gletscher umzogen, einem Gebiet, in welchem unregelmäßige
Schutthügel mit kleinen, oft von stehenden Gewässern erfüllten Ein-
senknngen abwechseln. Außerhalb dieser typischen Moränenlandschaft,
die von den Flüssen in schluchtartigen Verengerungen durchbrochen wird,
erreicht man die Zone weitausgebreiteter Schotterflüchen, die von den
Gletscherschmelzwassern aufgeschüttet worden sind. Die fast völlig ebene
Oberfläche dieser Schotterebenen, wie des Lechseldes bei Augsburg, der
Münchener Ebene 2C., senkt sich rasch nach Norden. Im oberen Teil,
der von umfangreichen Nadelwäldern bedeckt ist, sind die Flüsse ziemlich tief
eingeschnitten, im unteren, wo die vom höher gelegenen Südrand herab-
strömenden Grundwasser in zahlreichen Quellen, Sümpfen und Mooren (Er-
dinger, Dachauer Moos 2C.) zu Tage treten, strömen sie in unsteten Betten im
Niveau der Ebene. Die zahlreichen verlassenen Fluß- und Seebetten, sog.
Trockenthäler, bilden endlich ein weiteres Charakteristikum der Schotterebenen.
3. Das Tertiärhügelland. An die Wiesenmoore der Schotter¬
ebenen schließt sich meist mit einem Steilrand die dritte Zone der Hoch-
ebene, das Tertiärhügelland, an. In derselben hat sich, da es von der
Vereisung der Diluvialzeit nicht berührt wurde, die gleichmäßige Oberfläche
des Molassesandes in seiner ursprünglichen Höhe von 500 in wohl
erhalten, wenn man von der Zerstückelung dieser Fläche durch zahlreiche
Thäler und Thälchen absieht, die westlich vom Lech in paralleler Richtung
von Süd nach Nord verlaufen, östlich von diesem Fluß dagegen alle
möglichen Richtungen einschlagen. Der schwäbische Theil des Tertiär-
Hügellandes erscheint daher als eine in einzelne parallele Rücken zerstückelte
Diluvialplatte, der bayerische Anteil dagegen stellt sich als ein welliges