46 Die linksrheinischen Randgebirge.
den Granit des mittleren Zuges der Vogesen, der hier im Hohneck
(1366 m), dem höchsten Gipfel der Zentralkette, steil zum Münsterthal
abfällt. Nicht mit einem gleichmäßigen Abschwnng jedoch brechen die
Granitmassen der breiten Kuppe des Hohneck zum Münsterthal ab,
sondern in ungefähr 1000 m Meerehöhe bilden sie am sog. Fischbödle,
einem wildromantischen Felsenzirkus mit deutlichen Spuren eines ein-
gegangenen Gletschersees, eine schmale Höhenstufe, die auf der Westseite
von abgeschliffenen und scharf zugespitzten Granitblöcken, den Spitzköpfen,
überragt wird^ Noch zahlreicher aber als auf dem Osthang des Hohneck
finden sich Spuren von diluvialen Gletschern auf der Westseite des
breiten, waldfreien Hauptkammes der Vogesen: die kleinen Felsenzirknsse
des Blanchmer und Retournemer im Süden und im Westen des Hohneck,
die langgestreckten Thalseen des Longemer und Gerardmer an der
Vologne verraten durch ihre Form wie durch das Gerolle der Abdämmungs-
wälle deutlich ihren Zusammenhang mit der Eisbedeckung der höchsten
Teile der Vogesen zur Diluvialzeit. Auch die Vegetation an der Hohneck-
Gruppe mit ihren Anemone alpina, Saxifraga Aizoon, Thlaspi
alpestre :c. erinnert durch ihre Formen an die Alpenflora.
Von den Seen der Vologne an tritt wieder ein Wechsel sowohl
in der geognostischen Zusammensetzung wie in den Bergformen der Vogesen
ein: hat in der Zentralkette der Granit die alleinige Herrschaft behauptet,
so bilden in dem westlichen Vogesenzng neben dem Granit vor allem
Gneise den Untergrund des Gebirges, aus den breiten, ganz sanft gegen
Westen abfallenden Höhen aber herrschen Buntsandsteinschichten, und
zwar vor allem die dickbaukigeu Lagen des Hauptbuntsandsteins, vor.
Diese Vogesensandsteine sind nun wie die Jura- und Triasschollen am
Ostrand des Gebirges durch nordnordöstlich verlaufende Verwerfuugs-
spalten in mehrere parallele Tafeln zerstückt, die flach über den Rücken
des aufgekippten Belchenstockes der Vogesen gegen Westen absallen,
allmählich mit Verwersungssprüngen immer tiefer einsinkend bis zum
Steilrand des Muschelkalkzuges, der von Epinal an der Mosel über
Saarburg gegen Zweibrücken in nordnordöstlicher Richtung zieht. Die
Folge dieses staffelweisen Einsinkens der Buntsandsteinschollen von Osten
gegen Westen ist, daß die östlicher gelegenen Rücken, wie der Noyemont
(960 m), der Ormont (890 m) zc., bedeutend höher sind als die westlichen
Höhen, die sich nur noch bis zu 500 bis 600 m erheben und wie durch
ihre Höhe so durch ihre geognostische Beschaffenheit und Formeu auf-
fallend an die Hardt, die nördliche Fortsetzung der Sandsteinvogesen,
erinnern.
2. Ate Kcrrdt.
Die Hardt ist sast ausschließlich ein Sandsteingebirge
(Buntsandstein), von zahlreichen tiefen Thalungen durchzogen und von
vielen hochaufragenden felsigen Bergkuppen gekrönt, die bald in Form
allseitig zulaufender Kegel (Rehberg bei Annweiler), bald als langgestreckte,