Full text: Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte

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das Klosterleben nach dem Abendland verbreitet, wo es durch Benedict von 
Nurs ia eine nene Gestaltung erhielt (515). Bisher waren die Mönche keine 
Priester gewesen, und auch die Aebte der Klöster waren Laien; auch hatten sie keine 
feste Regel und kein Gelübde abgelegt, sondern die Werke der Andacht nud Fröm¬ 
migkeit geübt, welcher ihr Eifer ihnen eingab. Gewöhnlich beschäftigten sie sich neben 
ihren religiösen Uebungen mit Garten- und Ackerbau und sonstigen Arbeiten zu 
Gunsten des Klosters oder der Armen. Benedict verlangte zuerst, daß sie sich daneben 
regelt im wissenschaftlichen Studien und der Bildung der Jugend widmen sollten. Seine Or- 
Ben-d?ct°von^ensregel, welche er zunächst für das Kloster Monte Eassino bei Neapel entivor- 
Nursta. fen hat, ging nach und nach in andere abendländische Klöster über; sie verpflichtete 
die Eintretenden zum Versprechen, lebenslang im Kloster zu bleiben, und zum 
dreifachen Gelübde der persönlichen Armut, der Keuschheit und des unbedingten 
Gehorsams. Seitdem entstanden überall im Abendland Klöster, und fleißige Mönche 
machten die Waldwildnisse urbar und zogen Ansiedler herbei. Fromme Leute ver¬ 
erbten ihr irdisches Gut den Klöstern, welche dadurch zu großem Vermögen gelang¬ 
ten. Dies mehrte sich noch, als die Klöster durch päpstlichen Machtspruch das Recht 
erhielten, ihre Insassen sammt den verstorbenen Verwandten zu beerben, 
lungernder ®er *n ein Mönchs - oder Nonnenkloster eintreten wollte, mußte ein 
Klöster. Prüfungsjahr oder Noviziat bestehen. Kein Mönch durfte vor dem zurück¬ 
gelegten 14, Jahre, keine Nonne vor dem 12. das Klostergelübde ablegen und ein¬ 
gekleidet werden. Die Beschäftigungen der Mönche und Nonnen bestanden in Gebet 
und gottesdienstlichen Uebungen, in der Pflege und Wartung der Kranken, in 
Unterricht und Erziehung der Jugend, im Abschreiben von Büchern und in wissen¬ 
schaftlichen Studien. Einige Orden verlangten harte Bußen und Kasteiungen. Die 
Kleidung bestand in einem rauhen, härenen Gewände. Der Vorsteher der Mönchs¬ 
klöster war der Abt, welchem unbedingt gehorcht werden mußte; ihm zunächst stand 
dex Prior, daun der Dechant, der Kellermeister, der Eantor rc. Dem 
Nonnenkloster stand die Äbtissin vor, welcher wieder ähnliche Würden untergeord¬ 
net waren; doch mußte es einen Prior für die Messe, die Predigt, die Beichte, 
die letzte Dehntg Haben, da solche kirchliche Verrichtungen einer Frau nicht übertragen 
werden können. 
orden^der^e» Mönche, welche nach der Regel des Benedict von Nursia lebten, hießen 
nedictiner, Benedictine r. Ihnen drohte Verweltlichung wie den Priestern und Päpsten. 
Allein bereits im 10. Jahrhundert hatten mehre Äbte des Klosters Elugny in 
Clunia- Burgund die Regeln verschärft und den Orden der Cluniacenfcr gestiftet, welcher 
vom jedesmaligen Abte von Elugny geleitet wurde. Der Rector der Domschule zu 
RheimZ, Bruno von Köln, war empört über das ärgerliche Leben seines Erz¬ 
bischofs Manasse und zog sich, da er in einer strengen Ordensregel das Heil¬ 
mittel für die kranke Kirche zu finden wähnte, mit mehreren Genossen in eine wilde 
Gebirgsgegend bet Grenoble, la Chartreuse genannt, zurück und stiftete (1084) den 
Kartäuser, Orden der Kartäuser. Dieser hatte die strengsten Regeln. Die Kleidung der 
Kartäuser bestand ans einem rauhen, härenen, stechenden Gewand; die Bedeckung 
des Kopfes und der Füße war ihnen untersagt. Sie mußten wöchentlich dreimal 
fasten; in den 8 heiligen Wochen genossen ftc® nur Wasser und Brot. Die gottes¬ 
dienstlichen Uebungen wurden Tag und Nacht nicht unterbrochen, Einsamkeit, finsteres 
Schweigen und scharfe Geißelungen erhöhten die strenge Lebensweise. Die Klöster 
waren in ihrer Blütezeit die Zufluchtsstätten der verfolgten Unschuld, die Ernährer 
der Armut und die Vorbilder großartiger Entsagung. Sie bedurften von Zeit zu
	        
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