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Das Teure des Hotellebens drüben sind die Getränke. Line mittelgroße
Flasche Bier kostet 2 ME., ein Glas Milch 50 Pf., ein Glas Limonade 75 Pf.,
Sekt die Flasche 25 Mk. Dazu denke man sich den Durst, der anfangs kaum
zu stillen ist!
von I bis 3 Uhr mittags ist der Ort wie ausgestorben,- flimmernde Hitze
brütet aus dem gelben Sande. Alles schläft, um ihr zu entgehen. flch, wir
armen Neulinge! Wären wir doch schon abgehärtet gegen die Zudring-
lichkeit afrikanischer fliegen und Swakopmunder Sandflöhe! Aber gegen
Abend wird es wenigstens kühl,' erquickende Nebel lagern über der heißen
Landschaft, und hinter den Nebelschleiern bricht funkelnd der Sternenhimmel
hervor.
Acht Tage später war unser neues heim eingerichtet. Morgens mar-
schiert unser Töchterchen aus, Tinkäufe machen, hinter ihr her der „Bam-
buse" mit dem Korb, immer in respektvoller Entfernung von mehreren
Schritten. Aus dem Gemüseladen bringt sie 2 Pfund Kartoffeln zu 50 Pf.,
einen Weißkohl zu 1,50 Mk., Z Apfel zu 1 Mk. Fleisch ist verhältnismäßig
billig. 1 Pfd. Lutter kostet Z Mk., 1 Ei 40 Pf., ein kleines Lrot 1 IM. Das
Wasser aus der Wasserleitung, die Swakopmund hat, schmeckt brackig. Durch
die darin enthaltenen Salz- und Metallteil? hat es die Wirkung des Karls-
bader Wassers,- dies kann weder durch Kochen noch Filtrieren gehoben werden.
An den Geschmack gewähnt man sich schnell.
Sonntags bietet die Stadt ein eigenartiges Lild. Die Stores sind ge-
schlössen. Die jungen Kaufleute erscheinen gleich nach Sonnenaufgang in
frischen Khakiröcken zu ihrem Sonntagsritt nach der nächsten Bahnstation
oder nach der weiter entfernten „Eierfarm". Jeder kommt sich wie ein
Herrscher vor hoch zu Roß. Und erst die Reiterinnen! Siehst du die stolze
Schönheit im dunkelblauen Samtkleid mit wallendem Zederhut? Im Alltags-
leben ist sie Köchin einer hiesigen Firma mit 250 Mk. Monatslohn und kocht
tadellos? heute läßt sie sich als Dame von Welt feiern. — Wer Sonntags
nicht ausreitet, ergeht sich am Strand und im Swakoptal oder beobachtet
das Ausladen der Dampfer und das Fischen an der Mole.
Die Stadt gehört Sonntags den Schwarzen. Auf allen Wegen kauern
sie im heißen Sand. Einzeln und in Trupps ziehen sie schnatternd und In-
strumente blasend daher, die Weiber in zinnoberroten Röcken mit grasgrüner
Schürze und gelbem Turban. Unter den Männern sieht man Gigerln, hoch-
modern, mit dem neuen Strohhut auf einem Ohr und geschwungenem
Spazierstöckchen,- andere haben sich ungenähte, bunte Stoffstücke malerisch um
den schlanken Leib drapiert, in der Mtte mit breitem Goldgürtel zusammen
gehalten,- einige tragen schwarze Kaisermäntel und schwarzen Schlapphut
(schwarz gilt ihnen als die vornehmste Farbe) — da sieht man nichts als das
Weiße im Auge und die fletschenden Zähne. Männer und Weiber sind mit
Schmuck beladen,- Halsketten von Glas und Lleiperlen. — Alles in allem ist
Swakopmund also zwar nicht schön, aber es bietet doch auch allerlei Jnter-
essantes und vergnügliches.