Full text: Die deutschen Kolonien

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soviel Wasser, Luft und Licht, daß er sich nur dann zu seiner 
ganzen Größe entwickeln kann, wenn er allein steht. Darum findet 
man ihn nie im Hochwalde. Sobald sich Wald um ihn ansiedelt, 
geht er ein. Die Rinde des Baumes ist so zäh, daß die Neger 
Stricke daraus drehen, und es gibt ein Sprichwort bei ihnen: „So 
fest, wie mit Baobabseilen gebunden." Oas holz aber ist ganz 
weich und schwammig. Man kann holzpflöcke wie Nägel hinein- 
treiben. Mit Leichtigkeit lassen sich Stufen in den Stamm schlagen, 
um hinaufzusteigen. Oer Baum dient nämlich oft als Wachtturm. 
Er bietet eine ausgezeichnete Umschau über die Steppe. Im Alter 
wird er völlig hohl, und man kann sich vorstellen, welch gewaltigen 
Innenraum der Stamm dann darbietet. Es klingt wie ein Mär- 
chen, ist aber keins, daß Hirten des Abends ihre Schaf- und Ziegen- 
Herden hineintreiben, daß ganze Negerfamilien darin wohnen! 
Nicht minder märchenhaft klingen die Angaben über das Alter 
der Baobabs. Oer franzosische Botaniker Adanson — nach ihm 
hat der Baum den Namen Adansonie — fand im 18. Jahrhundert in 
Westafrika einen Affenbrotbaum, der untrügliche Inschriften aus 
dem 14. Jahrhundert trug und dessen Alter der Gelehrte danach 
auf mehr als 5000 Iahre berechnete! 
Die Banane. 
Die Banane ist neben der Kokospalme die bezeichnendste 
Eharakterpflanze einer tropischen Landschaft. Wenn der Maler 
eine „Landschaft am Äquator" malen will, so braucht er nur ein 
paar Bananen oder Rokospalmen hinzusetzen, und jedermann 
weiß sofort Bescheid. In Oeutsch-Vstafrika spielt die Banane 
eine ganz hervorragende Nolle. In vielen Bezirken ist ihre 
Jrucht fast die einzige Nahrung des Negers, um die sich alles dreht. 
An den großen Seen ist ein Negerdorf ohne Bananenhaine gar 
nicht zu denken. In allen feuchten Gebieten Oeutsch-Gstafrikas, 
wo die Luft nicht zu rauh ist, wird die Banane massenhaft ange- 
baut. Als Stanley seine berühmte Rundfahrt um den Viktoriasee
	        
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