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tümpel stehenden Bäume nieder, um die Nacht durch da sitzen
zu bleiben. Nun wird es dunkel. Da kommen die ersten Wild-
rudel herbei. Es sind Zebras und Gnus, geführt von alten, vor-
sichtigen Leittieren. Lange horchen und spähen sie nach allen
Seiten. Endlich trinken die vordersten, und bald stehen alle, oft
mehrere hundert, im Wasser und schlürfen in langen Zügen. Da
trägt ein Lufthauch die Witterung eines versteckten Nienschen oder
Raubtieres zu den Tieren. Ein Leithengst stößt einen warnenden
Ton aus. Im Nu springt die ganze Herde durch das Hochauf-
spritzende Wasser ans Ufer und galoppiert in die nächtliche Steppe
hinein.
Nun liegt der Tümpel eine Zeitlang still da, und man kann
das ferne Vellen und heulen der hrjänen und Schakale hören.
Doch nicht lange dauert es, so erscheinen neue Tierrudel — Anti¬
lopen, Giraffen, Wasserböcke, Büffel— an der Lache, und bald steht
wieder Tier an Tier im Wasser, oft so dicht, daß sie einander
drängen, plötzlich ertönt ein gewaltiges, dumpfes Brüllen von
fernher über die Steppe, dem ein gleiches von mehreren Seiten
antwortet. So kündigen sich die Löwen an, die ihren nächtlichen
Raubzug beginnen. Die ganze Tierwelt lauscht einen Augenblick
wie erstarrt vor Schreck,- dann jagt alles in Rudeln wild davon.
Doch der Durst quält, und bald kommen neue Trupps, einmal
von der, einmal von jener Seite zum Wasser, bis endlich der
Morgen graut, vgl. Tafel 4, Bild 1.
Ist die eine Wasserstelle ausgetrocknet, so unternehmen die
Tiere oft meilenweite Wanderungen, um eine andere aufzusuchen.
Ein deutscher Stabsarzt, der auf einer Zorschungsreise in einem
hoch über der Rukwaebene gelegenen Dorfe übernachtete, wurde
früh zeitig von einem schwarzen Unteroffizier geweckt, „weil viel
Wild durch die Ebene ziehe". Als er an den Rand der Anhöhe
trat, bot sich ihm ein wunderbares Schauspiel. Tief unten bewegte
sich ein endloser, dichtgedrängter Zug von allen dort heimischen
Wildarten quer über die 40 Km breite Ebene. In einer Zugbreite