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habe, da er zu in öffentlichen Wohl geboren worden, da 
alle Rechtschaffenen und das ganze Vaterland von ihm 
nicht allein eine weise und gesegnete Regierung der all¬ 
gemeinen Angelegenheiten, sondern auch besondere Tu¬ 
genden und Wohlthaten erwarteten. — Durchdrungen 
von wahrer Gottesfurcht- und Liebe zu seinem Erlöser 
wandelte er durch die Jahre des Jünglings, in welchen 
er so viele Reizungen zur Erweckung der Lüste und Ge¬ 
legenheiten zu jugendlichen Ausschweifungen hatte, dennoch 
unsträflich als ein fleißiger, frommer und keuscher Jüng¬ 
ling. Wie für jeden Christen, so war auch für ihn das 
Gebet und der vertrauliche Umgang mit Gott die Quelle, 
aus der seine Tugenden ihre Nahrung nahmen, und so 
leuchtete er allen den Seinigen vor mit dem erwecklich-- 
sten Beispiele ungeheuchelter Andacht und großer Be¬ 
gierde, die Wahrheit zu erkennen, sie selbst zu bekennen 
und gegen Andere zu vertheidigen. Leutseligkeit, Sanft- 
muth und Beherrschung seiner selbst, außerordentliche 
Zärtlichkeit und Liebe gegen seine Aeltern und Gescbwi- 
ster und Dankbarkeit gegen seinen würdigen Lehrer, 
Georg Held, dem er nicht nur als Schüler mit aller 
Bereitwilligkeit und Lernbegierde folgte, sondern ihm auch 
lebenslang vorzügliche Hochachtung und Liebe bewies, 
waren die Grundzüge seines Herzens. 
51. Sorge für das Seelenheil des Nächsten. 
Als der englische Graf von Rochefter auf seinem 
Sterbebette lag, auf dem er sich reuig zü Gott, seinem 
Heilande wandte, den er so lange geschmäht und ent¬ 
ehrt hatte, besuchte ihn ein gewisser Kavalier und alter 
Mitgenosse seiner Schwelgereien. Diesem ertheilte er 
mit vieler Rührung folgende merkwürdige Warnung: 
,,Gott ist ein eifriger Gott, verachten Sie Ihn 
künftig nicht! Ich hoffe, Er wird Ihr Herz, früh oder 
spat, gleichfalls rühren. Ich spreche frei zu Ihnen; 
denn wir sind eine geraume Zeit, sowohl Freunde als 
Sünder mit einander gewesen. Ach unsere Herzen sind 
betrogen worden, und unsere Meinungen sind ungeg' üu-
	        
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