2 Die mongolischen Völker.
A. Die mongolischen Völker.
Die Chinesen.
Land und Bevölkerung. Zu den ältesten Kulturvölkern mongolischer
Abstammung gehören die Chinesen. Ihr Land, größer und ebenso Volk-
reich als Europa, bedeckt einen großen Teil Ostasiens zwischen dem Stillen
Ozean und den Hochebenen Jnnerasiens. Der gut bewässerte, srucht-
bare Boden in Verbindung mit dem gemäßigten, im Süden milden Klima
bietet Reis, Getreide, Tee, Zuckerrohr, Baumwolle und ermöglicht
die Pflege der Seidenraupe; sodann birgt er reiche Mineralschätze und
Kohlen. Die Landwirtschaft ist seit alter Zeit hoch entwickelt, ebenso
die Industrie, vor allem die Seidenindustrie. Sprengpulver (Schieß-
baumwolle) und Kompaß sollen die Chinesen lange vor uns gekannt haben.
Der Chinese ist im allgemeinen fleißig, genügsam, sparsam und hat für
alles Nützliche und Praktische eine ausgesprochene Begabung. Noch erfolg-
reicher ist er von jeher im Handel gewesen.
Die kriegerische Leistungsfähigkeit der Chinesen hat sich allmählich ver-
loren, so daß sie trotz ihrer großen Zahl schon frühzeitig von anderen Völkern
oder Stämmen beherrscht wurden, gegen die sie sich vergeblich abzuschließen
suchten, so z. B. durch die Große Mauer, welche das Reich nach Norden hin
schützen sollte. ;
Kunst und Wissenschaft. Der aufs Praktische gerichteten Art der
Chinesen entsprach auch ihre Kunstübung. Der Sinn für großartige Bauten
ging ihnen ab; höchstens Tempel und Glockentürme (vgl. den
Porzellanturm von Nanking) mit geschweiften Dächern in mehreren Stock-
werken, einige kaiserliche Grabmäler und gelegentliche Triumphbögen
wurden errichtet. Die ältesten Bauwerke stammen aus dem 11. Jahrh.
nach Chr.; also haben sich aus dem Altertum keine erhalten.
Der Schwerpunkt der chinesischen Kunst lag seit alters im Kunsthandwerk.
Prachtvolle Vasen und Urnen aus Erz und Ton wurden schon im 2. Jahr¬
tausend v. Chr. hergestellt. Ebenso alt ist die Geschicklichkeit, Geräte aus Holz oder
gepreßtem Leder mit reicher Vergoldung und leuchtenden Lackfarben zu über-
ziehen. Hiezu gesellten sich zierliche Schnitzereien aus Elfenbein, Horn und kost-
barem Holze.
Die Wissenschaft ist gleichfalls uralt, aber einseitig. Geschichte und
Geographie wurden eifrig gepflegt, weniger die Mathematik; nur die
Sternkunde fand Beachtung wegen ihrer Wichtigkeit für die Zeit-
und Ortsbestimmung. Dagegen standen das Unterrichts- und Erziehungs¬
wesen sowie die Volksbildung von jeher sehr hoch.
Sprache und Schrift der Chinesen sind für Europäer schwer zu erlernen.
Die Erfindung der Schrift geht in die sagenhafte Vorzeit zurück. Anfangs war
sie, wie die ursprüngliche babylonische und ägyptische, eine reine Bilder-
s ch r i f t, d. h. man drückte den Begriff eines Dinges durch dessen Bild aus.