Object: Mecklenburgische Geschichte für Volks- und Bürgerschulen

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gefallen war. Er hatte gegen seine Gegnerin, die Königin Margarete von 
Dänemark, die Schlacht von Falköping verloren und wurde 6 Jahre ge¬ 
fangen gehalten. • Als kein Mittel zu seiner Befreiung gelingen wollte, er» 
hoben sich Rostock und Wismar und stellten Kaperbriefe auf alle nordischen 
Schiffe aus. Bald wimmelte die Ostsee von kühnen Freibeutern, Vitalien- 
brüder genannt, welche die dänischen Besitzungen brandschatzten. Die Vila- 
lienbrüder arteten aber bald zu reinen Seeräubern aus und machten unter 
Führung des aus Wismar gebürtigen Klaus Störtebeker noch lange nach 
der Freilassung des Königs und seiner Rückkehr nach Mecklenburg die Ostsee 
unsicher. — Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann Kraft und Wohlstand 
der wendischen Städte zu sinken. In Rostock führte die DoMehde den 
allmählichen Verfall der alten Hansaherrlichkeit herbei. Herzog Magnus 
wollte an der Jakobikirche ein Domstift errichten. Die Stadt widersetzte sich 
und trotzte sogar dem Bannflüche des Papstes. Als dennoch 1487 das 
Stift zustande kam, brach ein Volksaufruhr aus. Der Dompropst Thomas 
Rode wurde von einem wilden Haufen ergriffen und am oberen Ende der 
Badstüberstraße mit Knütteln totgeschlagen. Rostock mußte dem Herzog Ab¬ 
bitte leisten und an der Stelle des Mordes einen Sühnestein errichtend 
5. Tie Kirche. — Der fromme und werktätige Sinn des Mittelalters 
äußerte sich insbesondere im Bau zahlreicher Gotteshäuser. Die herrlichen 
Kirchen, welche im 13. und 14. Jahrhundert aufgeführt wurden, blicken wir 
noch heute mit Bewunderung an. Die Lehre der Kirche war jedoch seit 
lange nicht mehr die reine Lehre Christi. Man glaubte, daß man durch 
Fürbitte der Heiligen, vor allem der Jungfrau Maria, in den Himmel ein¬ 
gehen könne. Auch die Irrlehre vom Ablaß fand in Mecklenburg viele 
Gläubige. Es gab gewisse Orte, durch deren Besuch man stch einen Ablaß 
von der Höllenstrafe erringen konnte. Wer den Dom zu Schwerin au den 
vier Festen eines Jahres besuchte, kürzte die Dualen des Fegefeuers um 12.7 
Jahre ab. Wer um die Mauern des Kirchhofs zu Kammiu bei Laage 
einmal betend herumging, hatte seine zukünftige Pein um 40 Tage ver¬ 
ringert- — In hoher Blüte stand ferner die Reliquienverehrung. Die 
höchste Anbetung genoß das Heilige Blut in Schwerin und in Doberan. 
Ersteres war ein in einen Jaspisstein geschlossener Tropfen des Blutes Christi, 
welchen Graf Heinrich 1222 von seiner Kreuzfahrt mitgebracht und dem Dome 
übergeben hatte. Sein Anblick heilte viele Kranke, welche dann eine Abgabe 
zahlen müßen, die je nach dem Leibesgewicht verschieden groß war. Das 
Heilige Blut in Doberan verdankt seinen Ursprung einem Hirten aus Steffens- 
Hagen, der die im heiligen Abendmahle empfangene Hostie in seinem aus¬ 
gehöhlten Hirtenstabe verbarg. Seine Herde war jetzt vor jeder Gefahr 
geschützt. Bald aber wurde dies Geheimnis entdeckt und die Hostie nach 
Doberan zurückgebracht, wo sie viele Wunder wirkte. 
6. Klöster. — Als Höhepunkt der Frömmigkeit galt im Mittelalter das 
beschauliche Leben in den Klöstern. Die ersten, von den Cisterciensern ge¬ 
gründeten mecklenburgischen Klöster waren Pflegstätten christlicher Barmherzig¬ 
keit und Sitze der Wissenschaften und Künste. Unter den Klöstern nahm 
Doberan die vornehmste Stellung ein; der Abt desselben durfte sich sogar 
des bischöflichen Ornats bedienen. Allmählich jedoch wurden die Klöster, deren 
Zahl gegen Ende des Mittelalters 27 betrug, in welchen 500 Nonnen und 
700 Mönche lebten, ihrem ursprünglichen Zwecke entfremdet und blieben nicht 
unberührt von weltlicher Lust und Zuchtlosigkeit.
	        
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