fullscreen: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

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Einrichtung des Lagers. Sollte für das Heer ein Lager eingerichtet 
werden, so wählte man den Platz dazu womöglich an einem fließenden Wasser, 
das an einem ansteigenden Gelände lag und für die Verteidigung günstig 
erschien. Ein besonderer Raum wurde für den Feldherrn und seine nächste 
Umgebung ausgemessen. Dort errichtete man große und verzierte Zelte, 
zu denen niemand ohne Erlaubnis Zutritt hatte. In der Nähe befand sich der 
Platz für die Hauptwache, sowie die Stelle, wo ein Galgen als 
Warnungszeichen für Ungehorsame errichtet wurde. Für jedes Regiment 
und Fähnlein steckte man eine besondere Stelle ab. Nach Beschaffenheit 
der kameradschaftlichen Gesinnung mußten bie Regimenter sorgfältig zusammen¬ 
gelegt werden, Deutsche unb Welsche stets auseiuauber. Bei jedem Regiment 
steckte man die Fahnen in Reihen nebeneinander in den Erdboden. Bei seiner 
Fahne erhielt der Fähnrich einen Platz. An andern Stellen standen die Zelte 
des Leutnants, Hauptmanns, Kaplaus usw. Auf einem besonderen, großen 
Raume bauten sich die Gemeinen ihre kleinen Hütten aus Pfählen, Brettern 
und Stroh. Unter diesem Obdach hausten die Soldaten oft zu zweien oder 
vieren mit ihren Weibern, Kindern und Huudeu. Das ganze große Lager 
aber wurde durch Graben, Wall und Feldgeschütze gedeckt. An den Ausgängen 
standen Wachen und außerhalb des Lagers bewegten sich Reitertruppeu 
oder eine Postenkette von Fußsoldaten. 
(Sin Schrecken der Umgegend. Ein solches Lager war für die Um¬ 
gegend, selbst in Frenndesland, eine schreckliche Plage; denn das wilde Volk 
hauste zügellos. Die umliegenden Städte und Dörfer mußten zwangsweise 
und unentgeltlich Holz, Stroh, Heu, Schlachtvieh und allerlei Lebensmittel 
herbeischaffen, und es dauerte nicht lange, so waren die nächsten Dörfer von 
dem Erdboden verschwunden; denn alles Holz und Dachstroh wurde von den 
Soldaten abgerissen und-zum Bau der Lagerstätten verwendet. Nur die Lehm¬ 
wände blieben stehen. Solch ein wanderndes Kriegsvolk mit Weibern und 
Kindern war schlimmer als die Scharen der Hunnen zur Zeit der Völkerwan¬ 
derung. Dem Lager eines solchen Heeres, das von halbwilden Buben und 
Hunden umschwärmt war, fürchtete sich ein jeder zu nahen. Von hier aus 
schweiften die Soldaten in die umliegenden Dörfer, um zu plündern und die 
Bewohner auf grausame Weise zu martern, damit Geständnisse ausgepreßt 
würden, wo das versteckte Gut verborgen lag. Innerhalb des Lagers kochten 
die Weiber, wuschen, besserten die Kleider aus und haderten miteinander. 
In einträglicher und böser Zeit. Hatte man eine Schlacht gewonnen, 
eine reiche Stadt geplündert oder einer wohlhabenden Landschaft größere 
Geldsummen ausgepreßt, so schwelgten die Soldaten im Überfluß. Tann 
saßen vor den Marketenderbuden des Lagers große Scharen und tranken 
unter allerlei prahlerischen Reden. Nun kauften die Soldaten teure Federn 
zum Schmuck ihrer Hüte und Scharlach zu Beinkleidern. Für Frauen und 
Kinder schaffte man allerlei Kleidungsstücke und Putz an. Es kam vor, daß 
sich Stallknechte bei solchem Überfluß ganz in Samt kleideten. Doch solche 
Zeiten waren nicht immer. Oft herrschte großer Mangel. In der verwüsteten 
Landschaft war nichts mehr aufzutreiben, und Hunger und Pest stellten sich 
ein; unerschwinglich hoch wurden die Preise für Lebensmittel, und der 
Aufenthalt im Feldlager ward entsetzlich. Überall sah man hohläugige und
	        
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