§. 117. Politische Geographie.
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Sau, der zur Apanage königlicher Prinzen bestimmt war, trennte man als
Herzogthum Slavonien davon ab. Später wurde unter der Herrschaft de«
Hauses Oesterreich in der oberen, den Türken früher entrissenen Hälfte de«
Landes der Name Kroatien wieder hergestellt, und die untere, später wieder¬
gewonnene Hälfte als Slavonien bezeichnet. Beide „Königreiche" waren aber
Nebcnländer der ungarischen Krone. Die Militärgrenze endlich fand ihren
Anfang unter Matthias CorvinuS (Ste Hälfte des iSten Jahrhunderts), der
in Kroatien und Slavonien vor den Türken flüchtende Serben ansiedelte.
Später wurde das Institut weiter ausgedehnt. — In der Revolution des Jahres
1848 suchte Ungarn alle diese Nebenländer, welche faktisch von demselben ganz
unabhängig gewesen waren, }u. einem großen Reiche zu vereinigen, aber die
Bevölkerung widerstrebte dieser Bereinigung, von der man nur eine Unter¬
drückung der heimische» Nationalitäten unter der Herrschaft der Magyaren er¬
wartete, und mit ihrer Hülfe gieng Oesterreich aus dem Kampfe mit Ungarn
siegreich hervor. Es wurden daher zum Lohn für die gebrachten Opfer nicht
bloß Siebenbürgen, Kroatien, Slavonien und die Militairgrenze von Ungarn
getrennt und als selbständige Kronländer hingestellt, sondern auch noch, zur
Belohnung der Dienste der Serben, aus dem Banat und der Woiwodina ein
neues Kronland, die serbische Woiwodina errichtet.
Seit dem Jahre 1867 haben sich alle diese Verhältnisse wieder geändert.
Ungarn und Siebenbürgen sind wieder unter einem gemeinsamen ungarischen
Ministerium vereint und haben im ungarischen Reichstag eine gemeinsame
Bolksvertretung. Kroatien und Slavonien habe» ihre Sonderregierung und
ihren Sonderlandtag behalten, und die Militärgrenze ist ebenfalls unter dem
Reichskriegsministerium geblieben.
Ungarn umfaßt 3896 oiK. mit 10,684000 ®w. d. i. 2747 auf der OM.
Kroatien u. Slavonien . 350 „ „ 952000 ., ., „ 2720 „
Großfürst. Siebenbürgen 997 „ „ 2,074000 „ „ „ 2074 „ „ „
Militärgrcnze 609 „ „ 1,119000 „ „ „ 1837 „ „ „
In Summa. . 5853 Dffl. mit 14,830000 Ew. d. i. 2534 auf der OM.
A) Das Königreich Ungarn zerfällt in die Kreise dicsseit und jenseit der
Theiß und im einzelnen in 49 Gespanschaften oder Comitate und 5 Distrikte.
Biele große Ortschaften haben dennoch keine städtischen Rechte, weil die herr¬
schende Aristokratie die Entwickelung des Städtewescns niederzuhalten suchte.
Presburg sPosony), 50 T. Ew. Raab, 18 T. Ew. Oedenburg (So-
prony), 19 T. Ew. Komorn <Komaron), 12 T. Ew., Festung. Gran
(Estergom), 11 T. Ew. Waitzen (Baiz), 13 T. Ew. Ofen (Buda) und
Pcsth, zusammen 187 T. Ew., nach Wien der bedeutendste Platz an der
Donau. Regierung, Universität. Stuhlweißenburg (Szekes Fejerwar),
18 T. Ew., war die Residenz und Begräbnißstätte der Arpaden, denn c.rst
in der Zeit des Wahlreichs wurde Ofen Residenz. Fünfkirchcn (Pecs),
17 T. Ew. Schernnitz (Sclymcczbanya), 14Ew. Bergstadt. In der Nähe
Krcmnitz und Neu so hl (Besterize Banya). KeSmark, Hauptort der Zips.
Kasch au (Kassa), 16 T. Ew., Haupthandelsplatz auf der Straße nach Gali¬
zien und Polen. Tokaj, 4 T. Ew. Kecskemet, 39 T. Ew. Szege-
din, 63 T. Ew. Debreczin, 36 T. Ew.; Mittelpunkt der magyarischen
Nationalität. Groß-Wardein, 22T.EW. Festung. Basarhely,43 T.Ew.
und doch nur Marktflecken. Theresienstadt, 53 T. Ew. Neusatz,
16 T. Ew. Temeövar, 23 T. Ew. Festung.
L) Das Großtürstenthum Siebenbürgen (Erdcly Orszag Transylvania).
Das Land der Sachse» liegt theilweise im Quellgebiet der Szamos, theilwcise
im Süden an der Aluta. Hermannstadt (Nagy Szeben) im Altlande,