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mit seinen weitreichenden Seefahrten und Koloniegründungen;
die Syrier und die Stämme Kleinasiens; ostwärts im Strom¬
thal des Euphrat-Tigris, einem ähnlichen Niederland wie
Ägypten, die Babylonier; zwischen dem armenischen Hoch¬
land und dem Plateau von Iran, westlich vom Tigris be¬
grenzt, die Assyrier.
Das älteste Gemeinwesen unter den Menschen, so viel man weifs,
welches den Namen eines Staates verdient, hat sich in der N.-O.-Ecke
Afrikas, in dem durch den Nil befruchteten, zum Teil durch dessen
Ablagerungen erst gebildeten, zwischen der libyschen und der arabischen
Wüste gelegenen, westlich und östlich von Bergen eingefafsten Lande
Ägypten erhoben, und man glaubt seine Geschichte bis 3900 v. Chr.
(König Menes) hinauf verfolgen zu können. Am Eingang in das Delta
des Stromes liegt Memphis, in dessen Nähe die ältesten Denkmäler,
die Pyramiden, stehen, — der Mittelpunkt des sogenannten alten
Reichs, eines wohlgeordneten Staatswesens mit durchgreifender monar¬
chischer Verwaltung unter Königen (Pharaonen), deren man bis gegen
2100 v. Chr. 12 Dynastien zählt. Um diese Zeit erliegt das Land
einer Invasion vom N.-Osten her eindringender syrischer Hirten¬
stämme, der Hy ksos: der langen Fremdherrschaft macht eine von
Oberägypten (Theben) ausgehende Erhebung nach längerem Ringen
ein Ende um 1684 v. Chr., und Theben wird Mittelpunkt eines neuen
Reichs, dessen Blüte und eigenartiges Volksleben man an den Resten
der kolossalen Bauten seiner Hauptstadt und an den Funden der Grä¬
ber ermessen und durch die massenhaften Inschriften in Hieroglyphen¬
schrift, deren Entzifferung der Wissenschaft seit 1799 nach und nach
und immer vollständiger gelungen, im Einzelnen bestimmen kann.
Die Griechen fassen die Thaten der Könige der 18. und 19. Dynastie
unter dem glänzenden Namen Sesostris zusammen: ein ägyptisches
Weltreich aber hat es nie gegeben; die Eroberungen dieser Fürsten,
unter denen Ramses n. der bedeutendste gewesen zu sein scheint, rich¬
teten sich nach Süden, und auf der ändern Seite nach Syrien, nach
dessen Besitz alle Herrscher von Ägypten alter und neuer Zeit streben.
Hier stiefsen sie in langen Kämpfen, welche nach unzähligen Wechsel¬
fällen erst im 6. Jahrhundert v. Chr. endigten, mit den Völkern und
Mächten semitischen Stammes zusammen.
Das Gebiet der Semiten, jenseits der Wüste, welche Ägypten
und Syrien trennt, liegt zwischen dem Stromgebiet des Euphrat-Tigris
im 0. und dem mittelländischen Meer im W. Von diesen sind die
Südsemiten, unter denen die Araber die geschichtlich wichtigsten,
nur durch ihr gelegentliches Eingreifen in die Geschicke der benach¬
barten Kulturvölker bemerkenswert und werden erst im 7. Jahrhundert
nach Chr. durch Muhamed zu einer geschichtlichen Macht. Die
Westsemiten in Kanaan, dem Land am Meer, bilden eine Anzahl
kleiner Königtümer mit Städten, und unter ihnen gelangen die im
„Palmenlande“ zwischen Libanon und Meer sefshaften Phönicier durc