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Deutsche Landschaft und deutsches Volkstum.
Höhen. Es ist das rechte Heim des weinfröhlichen Fran
fert, der hier seit zwei Jahrtausenden baust und seiner-
seits dieser gottgesegneten Talnng den Stempel seiner
energischen Schaffenslust ausgeprägt hat. Doch dieselben
Nheinfranken wohnen auch auf den Hochflächen zur Seit' '
von Rhein, Mosel und Lahn; indessen wie zurück-
geblieben, wie weltabgeschieden und arm, wo der naß-
kalte Fels- oder Tonboden der Eifel, des Hunsrncks, des
Westerwaldes, über den der Nordwest Regenschauer und
Schneewehen treibt, die Aussaat so kümmerlich lohnt!
Ostwärts folgt das hessische Bergland, das seit alters
ein fleißiges, tapferes Bauernvolk ernährt, ohne Stein
kohlen- und Erzschätze im grellen Gegensatz zum Rhein-
land bis ins 13. Jahrhundert völlig der Städte ent
behrte, auf seinen anmutigen, aussichtsreichen Basalt-
knppen, wie dem Petersberg bei Fulda, der Milseburg,
dein Kreuzberg der Rhön, aber alte Andachtsstätten besitzt
zum Beleg des nur scheinbar barocken Satzes: „Basalt
macht Tromm."
Wo in den noch weiter östlichen Gliedern unseres
Mittelgebirgsraumes, dem thüringischen, dein sächsischen,
dem schlesischen, für den Ackerbau gut geeigneter Niede-
rungsbodeu rauhern Höhen benachbart liegt, da meldet
meistens schon das Fichtengrün der letztern und die
falbe Flur mit den langgezogenen Rechtecken der Äcker
zu ihreu Füßen, wie die 'Bodenerhebung die Beschäf-
tigung der Menschen regelt. Besonders schön aber kann
man ebendort bei den Bergbewohnern die Wahrbeit d?s
Satzes kennen lernen: „Not ist die Mutter der Künste!"
Läge da fetteres Erdreich, das die Waldrodung zum
Feldbau lohnte, und wäre der Winter dort nicht zu lang
und zu rauh, so würden die armen Leute auf dem Harz,
dem Erzgebirge nicht so emsig in den lichtlosen Erden¬
schoß eingedrungen sein, um mit Lebensgefahr Metall-
ädern anzuschlagen in immer höher gesteigerter Kunst,
wodurch diese Gebirge zu Musterschulen des Berg- und
Hüttenwesens für die ganze Welt geworden sind; es