Das gewerbliche üebeu Thüringens.
Gewinnungsorten des Rohmaterials folgen, da der
Transport bedeutender Mengen des letztern nach Pro
dnktionszentren sich als zu schwierig, jedenfalls als zu
kostspielig erwies bei nur einigermaßen verschiedener
Höhenlage der betreffenden Orte. Jetzt kann der Pro
dnktionsort ein ständiger bleiben, weil die Fortbewegung
der Rohstoffe eine schnelle und billige geworden ist; in
ihni können sich die Produktionsmittel häufen und die
einzelnen Betriebsfaktoren unter Leitung ihrer Vertreter
konzentrieren. Früher war fo etwas nur möglich an
größern Flüssen, besonders an den Einmündungen der
selben in die Hauptströme und in der Nähe von deren
Übertritt ins Meer. In Thüringen waren aber diese
Bedingungen nicht vorhanden. Dagegen waren hier
andere Begünstigungen in den physischen Verhältnissen
des Landes gegeben. Tie Flüsse und Flüßchen unseres
Gebietes repräsentierten, immerhin eine starke bewegende
Kraft für die Zwecke der gewerblichen Produktion: Müh
len aller Art für Erden, Getreide, Öl, Nüsse, sowie
Koch-, Stampf-, Hammerwerke usw. finden sich sast in
jedem Tale. In den obern Teilen der Täler, wo der ab-
schüssige Boden den Feldbau hemmt und Waldwirtschaft
fördert, finden sich Sägewerke zur Verarbeitung des
Holzes; die Wasserkraft dient beim Flößen des Holzes
nach dem Tieflande als willkommenes und billiges
Transportmittel. Zur Zerkleinerung und Reinigung der
im Gebirge selbst vorhandenen Erden, wie namentlich
des Kaolins und des Quarzes, gewähren die Gebirgs
massen die mechamsche Kraft: eine bedeutende Glas- und
Porzellanindustrie vermochte sich daher nach dem Nieder¬
gang der Eisenindustrie im Gebirge und in seinen
Vorbergen zu entwickeln. Noch erhielt sich im Kreise
Schleusingen, den benachbarten gothaischen Ortschaften,
sowie im Kreise Schmalkalden die Kleineisenindustrie,
im Schiefergebirge blüht die Griffel- und Schiefer-
tafelindustrie usw. Aber auch pir den Hausbau, für
die Ausstattung der Wohnungen, sowie für die Stell¬