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Zschopau. Wohl blinkten am andern Ufer des Flusses die Türme der
Burg, aber Harras konnte nicht zu ihr gelangen. Er besand sich in
einer schrecklichen Lage. Inwiefern? (Sprengte er vorwärts, so stürzten
Roß und Reiter in den Abgrund, blieb er stehen, fo verlor er fein Leben
durch das Schwert der Feinde.) Was follte er tun? Immer näher
kamen die Feinde. Schon sah er ihre Rüstungen durch die Zweige
blinken. Ta saudte er ein kurzes Gebet zu Gott empor, gab seinem
Rosse die Sporen und — sprengte hinab in den brausenden Fluß. —
Der kühne, grüßliche Sprung gelang. Das Roß versank allerdings zer-
schmettert in den Fluten, aber der Reiter tauchte wieder empor. Er
teilte mit kräftiger Hand die Wogen und erreichte wohlbehalten das
Ufer. — Ein eisernes Kreuz bezeichnet noch heute die Stelle des.Felsens,
von der Harras in die Tiefe hinabgesprungen sein soll. Der Felsen
trägt den Namen Harrasfelsen. — Wiedergabe.
Zur sachlichen Besprechung.
a) Welche Vorteile erwachsen den Bewohnern Sachsens
daraus, daß ihr Laud so reich ist an landschaftlichen
Reizen? — Reger Fremdenverkehr. (Vermieten von Sommer-
Wohnungen, Führerlöhne, größerer Verbrauch von Lebens-
Mitteln usw.)
b) Wie kommt es wohl, daß wir nicht auch im Erzgebirge
solche eigenartige Felsgebilde finden, wie wir sie im
benachbarten Sandsteingebirge bewundern konnten?
(Das Erzgebirge besteht aus Urgesteinsarten, aus Granit,
Gneis und Glimmerschiefer. Diefe Gesteinsarten setzen dem
zerstörenden Einfluß des Wassers und Eises einen viel größeren
Widerstand entgegen als der Sandstein, verwittern also auch
viel langsamer.)
c) Das Elbsandsteingebirge wird oft auch „Sächsische
Schweiz" genannt. Paßt dieser Name? (Nicht ganz!
Das Gebirge hat zwar viele Schönheiten, aber ihm fehlen doch
die schneebedeckten Gipfel, die Gletscher, die Lawinen, die
tosenden Gebirgsbäche, die Seen, die von weidenden Herden
belebten hochgelegenen kränterreichen Matten und vieles andere.^
C. Sachsen hat einen fruchtbaren Boden.
1. Die fruchtbarsten Strecken finden wir im Norden und in den
Flußtälern. Man nennt diese gesegneten Landschaften „Pflegen" und
spricht da z. B. von einer Leipziger, Bornaer, Lommatzscher, Meißner,
Bautzener Pflege. Hier gedeihen Getreide und zartes Gemüse in üppig-
ster Fülle, im Elbtale außerdem auch Weiu und köstliche Obstsorten, zum
Beispiel Aprikosen, Pfirsiche und Erdbeeren.
2. Auf den Höhen der Gebirge aber und an den Talabhängen breiten
sich herrliche Wälder und grasreiche Matten aus. In den Wäldern