fullscreen: Hannover und Umgebung

52 Geschichtliches. 
mußte er versprechen, in dieser angefangenen Sache niemanden, weder 
Herren, noch Fürsten, noch Städte, um Beistand zu bitten. Tags darauf 
aber erregte die heftige Predigt eines Mönches in der Marktkirche neue 
Erbitterung. Das Volk drohte, ihn von der Kanzel zu reißen, und um 
Schlimmeres zu verhüten, ließ ihn der Bürgermeister durch zwei Stadt¬ 
soldaten herunter holen. Am folgenden Dienstage mußte der Rat noch 
mehr nachgeben. Er willigte endlich ein, bis Michaelis wolle er sich 
nach tüchtigen Predigern umsehen. 
b. Herzog Erich und die Bürgerschaft. 
Aber gegen die getroffene Verabredung berief der Rat doch den 
Herzog Erich unter falschem Vorwande nach Hannover und sicherte ihm 
freies Geleit. Der Herzog kam von Calenberg über Eoldingen und ritt 
am 24. August morgens um 9 Uhr von der Neustadt aus in die Alt¬ 
stadt ein. Er begab sich auf das Rathaus und hielt von der Laube 
desselben an die draußen stehende Bürgerschaft eine ernste Anrede. In 
seiner biedern Weise ermahnte er zum Frieden, warnte ernstlich vor 
Luther, vertröstete sie bann auf eine allgemeine Kirchenversammlung und 
versprach sogar, wenn das Konzil nichts ausrichte, so wolle er selbst 
ihnen eine wahrhaft christliche Ordnung ausrichten, daß sie alle zufrieden 
fein sollten. „Wir haben," fuhr Erich fort, „auch einen Prediger, der 
uns das Süße samt dem Sauren vorhält und die Wahrheit predigt; 
wenn ihr den hörtet, würdet ihr meinen, er wäre lutherisch. Aber er 
weiß sich doch zu hüten, daß er der aufrührerischen Lehre nicht nach- 
giebt." Dann erinnerte er sie mit herzlichen Worten, wie er der Stadt 
Hannover von Jugend auf mit sonderlicher Gnade geneigt gewesen sei, 
und mahnte zum Schluffe noch einmal nachdrücklich zur Einigkeit. Dazu 
müsse jeder treue Bürger raten und thaten, daß man einig bliebe unb 
ber Größte sich bem Kleinsten, ber Reiche dem Ärmsten gleich stelle; ob 
sie bann martinfch wären, ober funrabfch, bas wäre ihm gleich viel. 
Erichs Rebe machte großen Einbruck. Das benutzte ber Stadt- 
sekretär Finnink „be ein listige Voß was", unb versuchte bie Vorsteher 
ber Ämter unb ber Gemeinbe zu einem schriftlichen Vergleich zu 
bereben, worin es heißen sollte, baß sie nicht bie lutherische Lehre, 
fonbern nur treue Prebiger haben wollten, bie Gottes Wort lauter unb 
rein verkündigten. 
Aber währenb solcher Verhanblungen entstaub braußen neuer 
Tumult. Die Bürger glaubten sich verraten unb wollten bas Rathaus 
stürmen. Sogar ihren Worthalter Dietrich Arensborg stießen sie als 
, einen Verräter hin unb her unb bem Finnink drohten sie, sie wollten 
ihm feinen Prophetenkopf wohl noch einmal zurecht setzen. Endlich gaben 
sie zu, daß ins Stadtbuch geschrieben würde, der Herzog sei weder ein 
Heißer noch ein Verbieter der Sache gewesen. Erich aber wurde nun 
verdrießlich und sagte, wollten sie es nicht vorn einschreiben, so möchten 
sie es hinten einschreiben; ihm fei es gleich viel. Wer nicht lutherfche 
Bücher genug hätte, möchte den Rock verkaufen und Bücher anschaffen, 
und wer von Gott nicht fingen wolle, der möge feinethalben vom Teufel
	        
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