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Aber der Junge hörte nicht mehr. Schon eilte er den Berg
hinab der Waldschlucht zu.
Lechs Stunden war es bis zur Stadt. Der weg dahin führte
durch einsame Heide und wilden Wald, vorbei an ausgebrannten
Mühlen und verlassenen Dörfern,' dann stieg er hinunter ins offene,
breite Tal an den großen Strom, wo die Heerstraße lief und die
Städte lagen. Durch Wald und Heide trabte der Wolf, und durchs
Tal zog Mordgesindel, jahraus, jahrein, solches mit der roten Feder
und solches mit der Sturmhaube, Schnapphähne und Soldaten.
Den Tag über lag die Alte still. Als der Lohn das Mittags¬
mahl kochte — es war kein Frauensbild weiter im Haus — fragte
er: „wo steckt denn der Bub'?" Aber er fragte mehr sich selbst als
seine Mutter, und diese schwieg. Der Abend dämmerte. Da schaute
der Mann besorgt nach in Stall und Scheune, blickte die Dorfstraße
hinauf und kehrte stumm" in die Stube zurück. Tr setzte sich auf
die Ofenbank. Ts wurde finster. Die Mutter stöhnte, „wollt Ihr
was?" fragte der Sohn von der Bank her.
„Tr wird in die Stadt sein," jammerte die Kranke.
„Der Bub'?" rief entsetzt der Mann.
„Tr will fragen, ob Fried' ist im Sand."
„Mutter," schrie der Sohn, „euch rechn' ich's zu, wenn er mir
verdirbt!"
Die Kranke murmelte Unverständliches. Ihre Zähne schlugen zu¬
sammen. Beide schwiegen. T§ wurde völlige Nacht in der Stube.
Nur die Augen der Hauskatze leuchteten unter dem Ofen herauf.
Als der Grion über das Scheunendach schaute, stand der Mann
auf, nahm das Horn von der wand und verließ wortlos die Stube.
Die Katze strich ihm nach bis an die Tür, dann sprang sie auf
den Fenstersims. Aber es wehte ein kalter Zug herein. Mit ein
paar Sätzen war sie wieder am Ofen, legte sich auf den alten
Platz, und ihre Augen leuchteten nach dem Bette der Sterbenden
hinüber.
Derweil stieg der Grion höher und höher, und jetzt schauten
seine Sterne in die Waldschlucht hinein gleich unten am Dorf, wolfs-
loch hieß sie, und die Leute wußten, warum. Vas Sternenlicht drang
hinab bis auf den schmalen, finstern Grund. Dort lag eine dunkle
Masse, fast regungslos, Mensch und Tier im Bingen auf Leben und
Tod. Oben am Eingang der Schlucht stand der Bachtwächter und
spähte hinab. Aber der Blick ging über den Knäuel hinweg, und
der Kampf war lautlos; der sausende Ddem der Bingenden verwehte,
ehe der Lusthauch von dort heraufkam. In dem Augenblick, als