Ausblick. Auf einem Felsplateau von 900 m Höhe liegt das Dorf mit
schön gebautem Rasthaus, und weit schweift der Rück ins Land. Zur
Regenzeit muß die Aussicht hier bezaubernd schön sein, wenn die Luft
nach Regen und Gewitter klar ist, so daß man die entferntesten Rerg-
umrisse haarscharf sehen kann. Jetzt ließ der Harmattan, der um
diese Zeit ständig weht und die Luft mit Staubteilchen füllt, die Ferne
grau in grau erscheinen, nur die Rerge und Täler der Nähe boten ein
prachtvolles Bild. Vom Dorf aus führt ein Weg über Fels und Spalten
auf eine weitere Hochebene, steil fallen hier die einzelnen Gesteinsmassen
ins Tal, um auf der anderen Seite jäh emporzustreben. Da sich mir
hier viele Motive boten, beschloß ich, den Rückweg wieder über diesen
Weg und über Aledjo zu nehmen und dann dort einige Tage zu bleiben.
Ris v. Parpart seine dienstlichen Geschäfte erledigt hatte, malte und
skizzierte ich, dann ging es weiter über Rafilo zum Kara, einem Fluß,
der vom Kabreland kommt und in den Oti mündet. Hier am Kara machte
mich ein Mal xafieber auf acht Tage marschunfähig. Da ich mit
diesen acht Tagen zu viel Zeit verloren hatte, mußte ich mein Programm
ändern, v. Parpart marschierte mit Herrn Sauerwein, dem landwirt¬
schaftlichen Sachverständigen von Togo, der inzwischen mit Herrn De-
king, dem Leiter der Saatzuchtstation bei Rassari, eingetroffen war,
weiter nach Tamberma, während ich zurück nach Aledjo-Kadara ging.
Dort traf ich am 22. Januar ein, bezog Lager und arbeitete von früh
bis spät. Die Rewohner von Rafilo und Aledjo gehören zu den Ruma
und sind bemüht, sich als Mohammedaner zu geben. Der Islam ist ihnen
jedoch erst seit etwa dreißig bis vierzig Jahren bekannt, das heißt, die
Leute lernten von den durchziehenden Haussa und Fulla einen Turban
und eine schmutzige Tobe tragen. Insbesondere sind hier wie im ganzen So-
kodebezirk die Häuptlinge bemüht, durch große Aufmachung, wie sie bei
den Mohammedanern des Sudan und der Tschadseeländer üblich ist,
Eindruck zu machen. Man muß beides gesehen haben, dort große Reiche
mit jahrhundertealten Dynastien, hier den Ruschneger, der noch vor
wenigen Jahren nackend ging. Am 24. Januar saß ich oben auf einem
Felsplateau und malte, als mir mein Roy die Nachricht brachte, v, Parpart
und Sauerwein seien im Anmarsch. Reide trafen um 5 Uhr nachmittags
ein. v. Parpart ging nach Sokode weiter, während Sauerwein und ich
noch zwei Tage in Aledjo blieben, um dann ebenfalls nach Sokode abzu¬
rücken. Am 26. trafen wir auf der Station ein, und am 27. feierten
wir den Geburtstag des Kaisers in gebührender Weise. Nach dem Früh-
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