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fand (1577) den Eingang zu der Anfangs nach ihm, später nach Hudson benannten
Strasse, ebenso Davis den Eingang zur Baffins-Bai, der noch heute die Davis -
Strasse heisst, und die Insel Cumberland (1585).
Gleichzeitig wurden die von Magellan begonnenen (s. S. xv) Entdeckungen
in dem grossen oder sog. stillen Ocean fortgesetzt. Der Portugiese Meneses
wurde auf einer Fahrt nach den Molucken zufällig nach Neu-Guinea verschlagen
(1526); Ferdinand Cortez, damals Yicekönig von Mexico, veranlasste seinen
Verwandten Saavedra, die Fahrt nach den Molucken von Amerika aus zu er¬
neuern, und dieser fand (1527) eine Gruppe von Inseln, welche er die Königs-
Inseln nannte, die in der Folge nach einem Wiederauffinder die Marschalls-
Inseln benannt wurden. Ehen so sandte Mendoza, Vicekönig von Peru, seinen
Vetter Mendana von Callao auf Entdeckungen im grossen Ocean aus (1567),
welcher 3 Inselgruppen entdeckte: die Marquesas-Inseln, die Salomons-Inseln
(Neu-Georgien) und den Santa-Cruz-Archipel (die Königin - Charlotten - Inseln).
IV. Im Anfänge des 17.Jhd.rts. ward die Hudsons-Bai, welche ihr Ent¬
decker, Hudson, für einen Theil des grossen Oceans hielt, das Ziel zahlreicher
Reisen, meist von England aus. Der kühne Steuermann W. Baffin entdeckte (1616)
die von ihm benannte Baffins-Bai, erblickte den Lancaster-Sund mit Eis bedeckt,
durch welchen erst 200 Jahre später Barry sich Bahn brach, und drang sogar bis
in den Smith-Sund vor. Fox entdeckte (1631) die Insel Southampton. Doch erst
im J. 1669, als ein Franzose (Grosseliez) von Canada aus die Hudsons-Bai besucht
und die Wichtigkeit ihrer Ansiedlung für den Pelzhandel erkannt hatte, entstand
die erste Niederlassung in jener Gegend, das Fort Rupert (oder Charles), benannt
nach dem in England einflussreichen Pfalzgrafen Rupert, der den Freibrief für die
Hudsons-Bai-Compagnie erwirkte, welche noch heute im Besitze der Hudsons -
Bai-Länder ist.
Bedeutender noch waren in diesem Jahrhundert die Entdeckungen im
grossen Ocean. Die Spanier entdeckten (von Peru aus) Otaheite (1606), den
Heiligen - Geist - Archipel (1606), dem später Cook den Namen der Neu-Hebriden
beilegte, die Hofländer die Ostküste des Carpentariagolfs (1606) und bald andere
Punkte des Festlandes von Neu-Hofland, mehrere der sog. Niedrigen Inseln, die
Fidschi- und die Freundschafts-Inseln, Neu-Seeland und Vandiemensland (1642
von Tasman). Nach längerer Unterbrechung dieser Fahrten fand ein Spanier
(Lazeano) die Carolinen (1686) und am Schlüsse des Jahrhunderts der englische
Seefahrer W. Dampier Neu-Britannien.
V. Ln 18. Jhdrt. betheiligte sich auch die russische Regierung an den Ent¬
deckungsreisen im Norden, und von Peter dem Gr. selbst ging der Plan
aus, die Frage entscheiden zu lassen, ob Asien im Osten mit Amerika Zusammen¬
hänge. Behring löste dieselbe (erst auf seiner dritten Reise 1741) durch die Ent¬
deckung der Behrings - Strasse, welche beide Continente scheidet. Eben so wurde
festgestellt, dass Amerika nicht, wie man bis dahin angenommen hatte, bis zum
Nordpole reiche, sondern seine Nordküste die Südgrenze des Polarmeeres bilde
(durch zwei Expeditionen zu Lande nach dem Eismeer, auf deren ersterer Hearne
den Kupferminenfluss, auf der zweiten Mackenzie den nach ihm benannten Strom
entdeckte ,1789). .
Die Expeditionen nach dem grossen Ocean, namentlich die drei¬
malige Weltumseglung des James Cook in den J. 1768—1779, hatten weniger
wichtige neue Entdeckungen (Neu-Calédoniens und der Sandwich-Inseln durch
Cook, jenes 1774, diese 1778, des Mulgrave-Archipels 1788) zur Folge, als ge¬
nauere Untersuchungen und Bestimmungen der seit Magellan im grossen Ocean
aufgefundenen Länder. So fand namentlich Cook auf seiner ersten Reise, dass
Neu-Seeland eine Doppelinsel sei, und besuchte die noch wenig bekannte Ost¬
küste Neu-Hollands, auf der zweiten stellte er fest, dass es ausser Neu-Hofland
keinen Continent im grossen Ocean gebe, auf der dritten untersuchte er die
Behrings - Strasse und die Nordwestküste Amerika’s.
VI. Im 19. Jhdrt. haben die Engländer, nach Herstellung des allgemeinen
Weltfriedens, das Problem der Auffindung einer nordwestlichen Durch¬
fahrt, obgleich diese von Vielen als unmöglich dargestellt wurde, wieder auf¬
genommen, und nachdem Männer, wie Parry, die beiden Ross, Franklin, Beechey
u. A. einzelne Inseln und Sunde in dem Polarmeer aufgefunden hatten, ist endlich
die „North-West-Passage“ durch den arktischen Archipel aufgefunden worden,
als Maclure und Collinson (1850—1853) die schon im J. 1819 von Parry gesehene
Insel Banks-Land aufnahmen und als Insel (Maclure nannte sie Baring - Insel)
erkannten, um welche sowohl im Norden durch die Banks - Strasse als im Süden
durch die Prinz-von-Wales-Strasse eine Durchfahrt nach der Behrings - Strasse
möglich ist. Der westliche Theil dieses arktischen Archipels, in welchem schon
Parry die grosse Melville-Insel entdeckt hatte, ist 1853 von einer Expedition unter
Edward Beicher näher untersucht und hei dieser Gelegenheit im äussersten Nord¬
westen die Prinz - Patrick - Insel entdeckt worden. Dieser ganze Archipel (der
Parry - Inseln), in welchem kein Meeresarm eine freie (eisfreie) Wasserstrasse bildet,
ist so mit Eis bedeckt, dass er als ein Theil des nordamerikanischen Festlandes
angesehen werden könnte. Dagegen hat die jüngste Nordpolexpedition (des
Dr. Kane, 1853 —1855) durch den Smith-Sund, die Thatsacho festgestellt, dass
nach dem Nordpol zu die Temperatur und der offene Zustand des Meeres nicht
gleichmässig abnehmen und dass noch unter dem 82° n. Br. ein nie ganz zufrieren¬
des Meer existirt.
Im südlichsten Tlieile des atlantischen Oceans entdeckten britische Seefahrer
die Süd-Shetlands-Inseln (1819) und die Süd - Orkney - Inseln (1822).
Im grossen Ocean ward die West- und Südküste Neu-Hollands näher
untersucht, die Macquarie - Inseln (1812) und die Auckland - Inseln (1815) entdeckt.
Endlich dehnten die Engländer ihre Entdeckungsreisen auch auf das südliche
Eismeer aus, wo seit 1818 ein antarktischer Continent gefunden wurde,
dessen nördlichster Theil das Dreieinigkeitsland, gegenüber von Südamerika, ist;
später entdeckte der Brite Balleny die nach ihm benannten 3 vulkanischen Inseln
an der Nordostseite des Südpolarlandes (1839), die Briten J. Ross und Crozier
1841 das Viktorialand mit dem (12000' hohen) brennenden Vulkan Ei’ebus, und
der Amerikaner Wilkes (1841) die Nordostküste des Südpolarlandes (Sabrina-,
Wilkes-, Claire- und Adelie-Land).
Die Karte stellt zugleich die Besitzungen des Hauses Habsburg zur Zeit
Karl’s V. sowohl in Europa als in Amerika dar, eben so die der Portugiesen in
den vier im 16. Jhdrt. bekannten Wcltthcilen.