Full text: Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte (Bd. 5)

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Vom Norden von der Düna zog Wittgenstein; von Süden 
aus der Moldau zog Tfchitschakow mit neuen Heeresmassen 
gegen Napoleon heran. Am 3ten Nov. war Miasma er¬ 
reicht, wo es noch einen harten Kampf mit den Russen galt. 
Schon am 6ten Nov. fing ungewöhnlich frü die Kälte fürch¬ 
terlich an zu steigen. Man inuß gestehen, wenn die Fran¬ 
zosen je Energie bewifen haben, so haben sie es auf diesem 
Rükzuge getan, auf dem auch Smolensk, was mit der bis 
auf 25,000 Man zufammengefchmolzenen Armee (neben wel¬ 
cher aber 30,000 Debandirte herliefen) am 14ten Novem¬ 
ber erreicht ward, keinen Nuhepunkt gewärte, und bei wel¬ 
chem es geradezu an allem zum Leben nötigen gebrach. Die 
Kälte stig bei der weiteren Fortsetzung bis auf 28 Grad 
und nirgends war Schutz gegen sie zu finden; wären die 
Russen selbst tatkräftiger gewesen, sie würden, ohngeachtet 
auch sie fürchterlich von der Kälte litten, bis auf den lezten 
Man die Franzosen aufgeriben haben. Hundert und fünf¬ 
zig Meilen durchzog das französische Heer unter den fürch¬ 
terlichsten Drangsalen, und erlit am 17ten und 18ten Nov. 
noch eine Niderlage bei Krasnoy. 
>Aus Smolensk hatte Napoleon noch 25,000 streitfähige 
Leute, 150 Kanonen, und die Kriegscasse fortgebracht; in 
Orcha war das Alles fast verloren; kaum 12,000 Man wa¬ 
ren übrig, die sich mit einer Menge Sterbender, und un¬ 
nützen, das Heer belästigenden, Volkes schlepte; nur einige 
Kanonen waren übrig; die Kasse hatte man größtenteils, 
um sie den Rußen nicht zurük zu laßen, den eignen Sol¬ 
daten preis geben müßen. Die Auflösung und Unordnung 
im Heere hatte in den lezten 5 Tagen Risenschritte gemacht. 
Als Napoleon in Orcha ankam, drängte Kutufow auf der 
linken, Wittgenstein auf der rechten Seite; eine dritte rus¬ 
sische Armee unter Tfchitschakow war überdies im Bcgrif 
von vorn anzugreifen. Seit 4 Tagen \)atk man von Mar¬ 
schall Ney, der die Arriöregarde fürte, auch nicht das min¬ 
deste gehört; man gab ihn verloren, und algemeine Trau¬ 
rigkeit herfchte deswegen in Napoleons Umgebung; Plözlich 
kam die Nachricht, er sei doch gerettet; er komme; aber 
es müße ihm Hilfe gebracht werden; es war Abend; seit
	        
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