Frankreich, Ursachen der Revolution. 838
Minister ist (Vertreibung der Jesuiten aus Frankreich, 1762). Streit mit
den Parlamenten, welche von dem Kauzier Maupeou ganz aufgehoben
und durch Gerichtshöfe ohne jede politische Befugniss ersetzt wer¬
den. Die Sittenlosigkeit und Verschwendung des Hofes erreicht
ihren Höhepunkt, als Ludwig XV., gegen das Ende seiner Regierung
(1769) unter die Herrschaft der schamlosen Gräfin Dubarry geräth.
Auf Ludwig XV. folgt sein Enkel, der sittenreine
IW4-IÎ9*. Ludwig XVI.
dessen redlicher Wille hei dem Mangel an jeder Energie
den herannahenden Sturm der Revolution nicht mehr durch schwache
Reformversuche zu beschwichtigen vermag. Wiederherstellung der
Parlamente. Ludwig schon als Dauphin vermählt, mit Marie-An¬
toinette, Tochter Maria Theresia’s von Oesterreich. Die Theilnahme
Frankreichs am nordamerikanischen Freiheitskriege siehe Seite 328.
DRITTE PERIODE.
VON DEM BEGINN DER ERSTEN FRANZÖSISCHEN REVOLUTION
BIS AUF DEN WIENER CONGRESS. (1789-1815.)
Allgemeine Ursachen der Revolution.
1) Der auf Vernichtung oder Umbildung des Bestehenden ge¬
richtete Geist des 18ten Jahrhunderts. Angriffe der Schriftsteller
gegen Staat und Kirche. Montesquieu (f 1755), Voltaire (f 1778),
Rousseau (f 1778), die Encyclopédie (1751 — 1780), Encyclopädisten:
Holbach, Helvetius, Diderot, d’Alembert. —
2) Die schlechte Vertheilung und erbärmliche BewirthSchaffung
des Bodens, der strenge Zunftzwang, welcher die Entwickelung von
Handel und Gewerbe hemmt.
3) Die willkürliche Regierung, die Missbräuche in der Verwal¬
tung und die ungleiche Vertheilung der Staatslasten. Seit 1614
werden die verfassungsmässigen Reichsstände (Etats-généraux) nicht
mehr einberufen (siehe Seite 279). Verfügung über die Freiheit der
Unterthanen durch willkürliche Verhaftsbefehle (lettres de cachet,
Bastille), über deren Vermögen durch willkürliche Besteuerungen.
Gegen den Anspruch des Pariser Parlaments, die Einregistriruug
der Steneredicte verweigern zu können, wendet der Hof Königl.