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Krieg zwischen Preussen und Oesterreich.
Bald treten auch zwischen den beiden Grossmächten neue Zerwürf¬
nisse ein. Oesterreich entschlossen, eine wesentliche Machtvergrösse-
rung Preussens unter keinen Umständen zuzugeben, kehrt in dieser
Frage auf den Bundesstandpunkt zurück und verständigt sich mit
den deutschen Mittelstaaten; Preussen, welches eine schliessliche
kriegerische Entscheidung der deutschen Frage als unvermeidlich
ansieht, tritt mit Italien in Unterhandlung.
i§©©. KRIEG ZWISCHEN PREUSSEN U. OESTERREICH.’
16”(231Äug)Jul1 (Der eigenth Kampf dauert 1 Monat, 22.Juni—22.Juli.)
Verbündete Preussens: Die Heineren norddeutschen Staaten
und Italien.
Verbündete Oesterreichs: Baiern, Würtemberg, Sachsen,
Hannover, Baden, beide Hessen.
Ursache des Krieges: Das Verlangen der deutschen Nation nach
grösserer Einheit und die Unmöglichkeit, zu einer Neugestaltung
Deutschlands mit einer festeren Centralgewalt zu gelangen, so lange
sich im deutschen Bunde zwei Grossmächte gegenüberstanden, die
eine mit einer zum grössten Theile nicht deutschen Bevölkerung und
mit nicht deutschen Interessen.
Specielle Veranlassung: Der Streit über die Zukunft der nord-
albingischen Herzogthümer. Oesterreich will, dass der Erbprinz von
Augustenburg als Herzog von Schleswig-Holstein anerkannt wird und
als souveräner Fürst in den deutschen Bund tritt. Preussen verlangt
(Note vom 21. Febr. 1865) für den Fall, dass zu den schon in
Deutschland vorhandenen noch ein neuer Kleinstaat Schleswig-Holstein
geschallen werden soll: 1) dass dessen gesammte Streitkräfte ein
integrirender Bestandtheil der preussischen Armee und Flottfe werden,
und das Post- und Telegraphenwesen der Herzogthümer mit dem
preussischen verschmolzen wird, 2) dass ihm behufs Uebernahme
des gegen Dänemark nöthigcn militärischen und maritimen Schutzes
des neuen Staates mehrere strategisch wichtige Punkte (Friedrichsort,
Sonderburg etc.) abgetreten werden.
1 Vergl. »Der Feldzug von 1866 in Deutschland« (vom preus¬
sischen Generalstabe) und »Oesterreichs Kampf im Jahre 1866«
(vom österreichischen Generalstabe).