Häusliche Verfassung. 173
§. 86.
Eine gleiche Verschwendung herrschte in Pflan¬
zung der Bäume; man legte Baumschulen auf den
höchsten Thurmen an, begoß sie mit dem vornehm¬
sten Weine, pfropfte io Arten Früchte auf Einen
Stamm, schnitt ganze Lustwälder nach Thiergestal¬
ten. — Ferner in Abrichtung der Thtere. —
Man legte Gehege von Mausen und Schnecken an;
Tauben und Schwalben wurden Briefboten; Ele-
phanten tanzten; — Bären, Löwen-Tiger, Hirsche
zogen den Staatswagen; Schaafe gingen in allen
kostbaren Farben auf der Trifte u. s. w.
§. 87. f
Endlich dürfen wir die Hauptquelle der röm.
Verschwendung nicht übergehen; diese bestand in
den Geräthschaften. Alles Tischgeräthe war Sil¬
ber und Gold, die Zimm.er wurden durch warme
Röhren geheitzt, oder durch vorüberrauschende
Canäle abgekühlet. Die Fußreppiche hatten Gold¬
platten mit Steinen besetzt. Künstliche Maschinen
streueten Blumen auf die Gäste, und bethaueten
sie mit wohlriechenden Gewässern. Die Tapeten
richteten sich durch geheime Triebfedern nach den
Gerichten auf der Tafel, stellten jetzt eine Jagd,
einen Fischfang, einen Garten mit Obstbäumen,
einen Weinberg u. s. w. vor. — Eine Statue von
Erz wurde oft um ein Landgirt gekauft, ein Ge¬
mälde mit 80 Talenten bezahlet b).
S. 88.
Aus diesen ungeheuren Verschwendungen laßt
sich freilich der Schluß machen, daß Rom sich zur
reichsten Stadt geplündert hatte. Denn anfangs
b) Und in Hinsicht der Kleiderpracht? -- die Römerin
Lollia Paullina trug für 4 Millionen Sesterzien Per¬
len und Juwelen an sich.