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<$f ließ durch einige streng katholische Geistliche eine Widerlegung der Kon¬
fession ausarbeiten, die ebenfalls in öffentlicher Reichsversammlung vorge¬
lesen wurde. Dagegen wurde die Vorlesung einer von Melanchthon verfaßten
Verteidigung (Apologie) der Konfession nicht gestattet. Die Protestanten
wurden vielmehr aufgefordert, sich einfach zu unterwerfen. Zwar versuchte der
Kaiser noch einmal Vergleichsverhandlungen, bei denen der immer sanfte
Melanchthon geneigt war, in einigen Dingen, besonders in der Einrichtung des
Gottesdienstes, nachzugeben. Aber Luther schrieb ihm: „Ich höre, daß ihr
das wunderliche Werk unternommen habt, den Papst und Luther zu bereinigen;
über der Papst wird nicht wollen und Luther verbittet sich's; seht zu, daß
ihr nicht gar frei eure Arbeit wegwerft. Wenn ihr wider beider Willen die
Sache zustande bringt, dann will ich bald eurem Beispiel folgen und Christus
und den Teufel versöhnen. Seid nur tapfer und haltet euch männlich."
Die Unterhandlungen blieben denn auch ohne Erfolg. Die evangelischen
Stände beharrten bei ihrem Protest vom Jahre 1529, während der Kaiser
erklärte, wenn sie nicht innerhalb eines halben Jahres freiwillig
iur rechtgläubigen Kirche zurückkehrten, so würde man sie mit den
Waffen dazu zwingen. „Dir aber," sprach er zum Kurfürsten von Sachsen,
„wird man Kurhut und Leben nehmen, und deine Unterthanen werden mit
Weib und Kind zu Gnmde gehen."
d) Der schmalkaldische Bund. Das waren schlimme Aussichten für
die Protestanten, aber sie waren nicht gesonnen, der Ausbreitung ihrer Lehre
so geduldig zu entsagen. Ihre Fürsten schlossen deshalb im Frühjahr 1531
zu Schmalkalden im Thüringer Walde zu gegenseitiger bewaffneter Ver¬
teidigung ein Schutz- und Trutzbündnis. Die Häupter dieses schmalkaldischen
Hundes waren Kurfürst Johann von Sachsen und Landgraf Philipp der
Großmütige von Hessen. Luther widerriet entschieden jeden Gebrauch irdischer
Waffen, denn er sagte, seine Lehre bedürfe des gewaltsamen Schutzes der
Menschen nicht, und die wahre Religion solle nicht mit dem Schwert, sondern
mit Gebet, Beweisgründen aus Gottes Wort, mit christlicher Geduld und
großem Vertrauen auf Gott beschirmt werden. Doch befolgte man diesmal
seinen Rat nicht. Indes konnte der Kaiser nicht so rasch zur Ausführung
seiner Drohungen schreiten, da die Türken das Reich wieder bedrohten und er
im Kampfe gegen dieselben die Hilfe der Protestanten nicht entbehren mochte. So
schloß er vorläufig mit ihnen den Religionsfrieden zu Nürnberg 1532, worin
festgesetzt wurde, daß bis zum nächsten Konzil (Kirchenversammlung) ein allgemeiner
Friede im Reiche sein und keiner den andern des Glaubens wegen beleidigen
solle. Durch diesen Religionsfrieden wurde der Reformation für einige Zeit
eine friedliche Entwickelung gewährt und dem deutschen Volke ein verderblicher
Bürgerkrieg erspart. Kurfürst Johann von Sachsen hatte noch die Freude,