Full text: [Theil 3, [Schülerbd.]] (Theil 3, [Schülerbd.])

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159. Der Adler auf Arkana. 
Auf Arkonas Berge 
Ist ein Adlerhorst, 
Wo vom Schlag der Woge 
Seine Spitze borst. 
Schau hinaus nach Morgen, 
Schau nach Mitternacht, 
Schaue gegen Abend 
Bon der hohen Wacht! 
Spitze deutschen Landes, 
Willst sein Bild du sein? 
Riss' und Spalten splittern 
Deinen festen Stein. 
Ließ der deutsche Kaiser 
Fliegen dich zugleich, 
Als er brach in Stücken 
Ach, das deutsche Reich? 
Adler, setz dich oben 
Auf den Felsenthron, 
Deutschen Landes Hüter, 
Freier Wolkensohn! 
Deutsche Sitt' uud Zunge, 
Deutsche Stirn und Hand. 
Hüte, deutscher Adler, 
Deutsches Volk und Land, 
tlfl, Müller. 
160. Im Spreewalde. 
Es ist eilt frischer, duftiger Morgen am Ansauge des Juni. 
Die Saune badet sich in den unzähligen Wasserstraßen, die weite, 
üppige Wiesenssächen und fruchtbare Felder wie die Maschen eines 
Neetzes kreuzweise durchziehen. Schnell und lautlos gleitet unser Kahn 
über das blitzende Wasser dahin; ein kräftiger, schmucker Bursche steht 
am Hintertheile drs Fahrzeuges nnb schiebt es durch eine lange Stange 
geschickt weiter. Wir sind im wendischen Spreewalde. Wir gleiten 
an einzelnen, zerstreut liegenden Ballerhäusern vorüber, die höchst 
schmucklos aus Holz gezimmert und mit Rohr dedeckt sind. Die 
Bewohner sind fast sämmtlich auf den Äckern thätig. Es sind derbe 
und frische Kerngestalten mit blondem Haar, blaueil Augen und run¬ 
den, gutmüthigen Gesichtern. Die Männer siild in grobe, graue 
Leinwand gekleidet. Tie Tracht der Fraueil ist malerisch bunt: roth 
und blau und gelb gestreifte Röcke, ein eng allschließendes, dunkles 
Mieder, weiße, aufgeschürzte Hemdeärmel nnb ein roth- und gelb- 
geblümtes Busen- lind Kopftuch, leicht zum Schutz gegen die Sonne 
llln den Kopf geschlmlgell. Auf Schuhe lind Strümpfe verzichtet 
der Spreewäldler während des ganzen Sommers. 
Diese Leute sind spärliche Reste des einst so mächtigen wendischen 
Volksstammes. Sie sprechen hellte noch die Sprache, welche ihre 
Väter vor tausend Jahren geredet haben, lind halten an den Sitten 
lind Gebräuchen der Altvordern fest. Die Wildniß, welche vor Zeitell 
der Spreewald war, urbar zu machen, hat viel Arbeit gekostet. Die 
unzähligen Gräben milßtell mit dem Spaten gegraben.und abge¬ 
dämmt werden, um den Sumpfboden trvckeil zu legen. Dadurch 
siild die fettesteil Wiesen, das fruchtbarste Gartenland entstanden. 
Die Zwiebeln, Gurken nnb der Meerrettig des Sprecwaldes sind 
weit und breit gesuchte Ware. Auch die Wiesen bringen viel ein, 
das Sprcewaldheu geht sogar bis Berlin. Jin Winter stehen alle 
Wiesen voll großer Heuhaufell; weml das Eis trägt, kommen die 
Händler zu Schlitten lind kaufen die Vorräthe auf.
	        
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